Genialer Dilettant

Für die Beatles war es das neunte Album, unter anderem das filmisch festgehaltene menschliche Debakel der Aufnahmen zu „Let it Be“ sollte noch folgen. „The White Album“, eigentlich sehr simpel betitelt „The Beatles“, war in seiner eklektizistischen Auswahl jeweils für sich genommen brillanter Songs und dem Streit bei den Aufnahmesessions Vorbote sowohl noch kommender künstlerischer Genialität wie auch persönlicher Zerwürfnisse. Klaus Beyer hat sich das Doppelalbum von 1968 für den Abschluss seines Mammutprojektes aufgehoben, alle Beatles-Alben zu übersetzen und mithilfe einer mühseligen Tonband-Cut-Technik mit selbst eingesungenen deutschsprachigen Texten neu aufzunehmen. Der ehemalige Kerzenwachszieher drehte dazu dilletantisch wirkende Super-8-Filme, die bereits in den frühen achtziger Jahren Aufmerksamkeit bei verschiedenen Künstlern weckten. Filmisch dokumentiert wurde seine Arbeit, Schlingensief kollaborierte mit Beyer, er wurde zum Liebling eines nach Authentizität suchenden Feuilletons. Sein Lebenswerk findet heute Abend im Kreuzberger „Monarch“ seine Krönung. Weggefährten und Fans werden den so liebenswürdigen wie manischen fünften Beatle heute Abend bei der Präsentation des „Weißen Albums“ angemessen zu feiern wissen. KRT

■ Klaus-Beyer-Release – Das Weiße Album: 6. August, 21 Uhr, Monarch, Skalitzer Str. 134