Von der Nische zum Mainstream

Baugruppe will eine Pankower Villa abreißen

VON UWE RADA

Hauptsache, Baugruppe. Nun soll dem selbst gemachten Bauen eine Villa in der Florastraße zum Opfer fallen. Die sei weniger ein Zeugnis der Pankower Geschichte als eine Baulücke, die geschlossen werden muss, sagt die Architektin der Gruppe. Vor einiger Zeit waren es, ebenfalls in Pankow, Kleingärten, die an der Behmstraße für eine Baugruppe weichen mussten. Und in Treptow streiten schon seit Jahren eine Bürgerinitiative und eine Baugruppe um Bäume und Freiflächen. Längst ist das Geschäftsmodell Baugruppe nicht mehr die Nische, die es einmal war.

Mieten statt besitzen

Angetreten, um eine Alternative zu den klassischen Bauträgern und ihren überhöhten Preisen zu bilden, sind die Baugruppen, in denen die Nutzer – sieht man von den Architektenhonoraren ab – zum Selbstkostenpreis bauen, zum Mainstream geworden. Entsprechend sollten sie auch behandelt werden.

Die Frage ist allerdings, ob der Senat die richtigen Schlüsse daraus zieht. Bei Vergabeverfahren des Liegenschaftsfonds war zuletzt die Initiative Rathausstern in Lichtenberg gegen die Wohnungsbaugesellschaft Howoge gescheitert. Masse statt Klasse lautet inzwischen die Devise in der Wohnungsbaupolitik.

Das freilich ist ebenso falsch wie das geschichtsvergessene Agieren einer Mittelstandsbaugruppe. Soll es in Berlin nicht wieder zu einem Quasimonopol der landeseigenen Gesellschaften kommen, ist private Initiative wichtiger denn je. Aber die muss nicht immer – das Beispiel des Mietshäuser Syndikat zeigt das – auf Eigentumsbildung aus sein. Es gibt auch aufregenden und günstigen Mietwohnungsbau durch private Initiativen.

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