Behinderte empört

Der Behindertenverband beklagt die schwindende Hilfsbereitschaft von Krankenkassen und Jobcentern

Der Berliner Behindertenverband (BBV) hat eine „schleichende Aushöhlung“ der Hilfen für Behinderte beklagt. So hätten es beispielsweise Krankenkassen in den vergangenen Monaten wiederholt abgelehnt, die Reparaturkosten für Rollstühle von Schwerbehinderten zu übernehmen, sagte der Verbandsvorsitzende Ilja Seifert am Wochenende. Noch handele es sich um Einzelbeispiele. Sie erweckten aber den Eindruck, als stehe ein Trend dahinter. Bereits erreichte und gesichert geglaubte Standards seien in Gefahr, sagte Seifert auf dem Verbandstag.

Der Landesbehindertenbeauftragte Martin Marquard kritisierte die mangelnde Integration von Behinderten in die Arbeitswelt. Die Beratung in den Jobcentern befinde sich in einem „unzumutbaren Zustand“. Zudem seien die Mittel für das „Fallmanagement“ gekürzt worden. Auch für die Integration von behinderten Kindern werde zu wenig getan, so Marquard weiter.

Die Delegierten sprachen sich unter anderem für einen „Integrationsgipfel für Behinderte“ aus. Außerdem will der Verband sich bei den Berliner Verkehrsbetrieben (BVG) dafür einsetzen, dass sich bei neu anzuschaffenden Straßenbahnen der Einstieg für Behinderte vorne beim Fahrer befinden soll und nicht in der Mitte der Straßenbahn. Somit müsste der Fahrer nicht jedes Mal beim Einstieg eines Rollstuhlfahrers erst vier Meter laufen, um die erforderliche Rampe auszuklappen, hieß es zur Begründung.

Seifert begrüßte die Ende 2006 von der Vollversammlung der Vereinten Nationen beschlossene Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen. Erstmals seien damit die Rechte Behinderter aus der „Ecke der sozialen Fürsorge“ herausgenommen und auf die Ebene der Menschenrechte gehoben worden. Jetzt müsse die Konvention nur noch von genügend Staaten ratifiziert werden. EPD