unterm strich
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Wie war das eigentlich beim deutschen „Stauffenberg“-Film mit den Drehgenehmigungen? Der Regisseur Jo Baier gab jetzt Auskunft. So sagte er, dass er sich beim Dreh im Berliner Bendlerblock strikten Regeln beugen musste. Er habe nur eine Nacht sowie lediglich im Hof und im Treppenhaus drehen dürfen, erzählte er der Welt am Sonntag. „Das ginge im Falle einer Hollywoodproduktion gar nicht, weil die Teams mehr Zeit einkalkulieren“, betonte der 58-Jährige mit Blick auf den Streit um das Drehverbot für „Valkyrie“ mit Tom Cruise. Nach Ansicht Baiers wäre bei seinem 2004 erschienenen Film mit Sebastian Koch als Hitler-Attentäter Claus Schenk Graf von Stauffenberg ein Nachbau des Gebäudes praktischer gewesen als der Originalschauplatz. Für Kulissen habe jedoch das Geld gefehlt. Baier lehnte außerdem übereilte Kritik an der Produktion des Regisseurs Bryan Singer noch vor Beginn der Dreharbeiten am Donnerstag ab. Es sei ein „grundsätzliches Fehlurteil“ anzunehmen, dass alle Hollywoodproduktionen kitschig wären. Zudem gebe es kein „nationales Copyright“ auf diesen Teil der deutschen Geschichte. Wichtig sei vor allem, dass das Stauffenberg-Thema immer ernst genommen und der bedeutende Stoff nicht verfälscht oder verwässert werde. Berthold Schenk Graf von Stauffenberg, der Sohn des gescheiterten Attentäters, hatte die Befürchtung geäußert, dass „ein grauenvoller Kitsch rauskommt“.

Der Chefdirigent der Berliner Philharmoniker, Simon Rattle, sieht die Zukunft der Klassik in Asien und Südamerika. „Man weiß, dass in China mehr Menschen Klavier lernen, als es in Deutschland Menschen gibt – 90 Millionen Leute lernen dort Klavier“, sagte der 52-jährige britische Dirigent der Nachrichtenagentur AP. Aber auch in Venezuela passiere einiges. „Dort spielen eine viertel Million Leute in Jugendorchestern, mehr als in Vereinen Sport machen.“ Vielleicht werde die Zukunft an diesen Orten liegen. Aber auch für die eigene Tätigkeit in Berlin sieht Rattle noch Entwicklungsmöglichkeiten. Nach der Hälfte seiner auf zunächst zehn Jahre angelegten Amtszeit ist Rattle von seinen Musikern immer noch überrascht. „Jede Aufführung ist anders als die vorhergehende und häufig weiß keiner von uns, wohin es an diesem oder jenem Abend gehen wird“, sagte er. „Wir haben einen großen Widerwillen gegen den Glauben, es könnte eine Höchstgrenze der Vollendung geben.“ Seine Musiker seien schwierig, temperamentvoll und hätten sehr viele Ideen. Rattle ist seit knapp fünf Jahren Chefdirigent der Berliner Philharmoniker. Sein Vertrag läuft bis 2012. Ob er danach wohl in Peking unterschreibt? Oder in Caracas?