Run auf Ökostrom im Vattenfall-Land

Wegen steigender Strompreise und der Pannenserie in den Atomkraftwerken Krümmel und Brunsbüttel laufen Vattenfall die Kunden davon. Sie wechseln verstärkt zu Ökostrom-Anbietern

Nach den Pannen in den Atommeilern Krümmel und Brunsbüttel wechseln immer mehr Verbraucher zu Ökostromanbietern. „Das wird sich vor allem mittelfristig deutlich bemerkbar machen“, sagte der Sprecher des Energieunternehmens Lichtblick, Gero Lücking, am Montag. Wegen steigender Preise haben nach seinen Worten allerdings schon in den vergangenen Monaten „bis zu dreimal so viele Kunden gewechselt“. In Berlin gewinne Lichtblick derzeit mehr als 3.000 und in Hamburg mehr als 2.000 Kunden monatlich von Vattenfall hinzu.

„Die aktuellen Störfälle sind für viele der letzte Kick, zu wechseln“, hieß es bei Greenpeace Energy. Es gebe „ein deutlich erhöhtes Vertragsaufkommen in den Vattenfall-Gebieten“. Zudem habe sich die Zahl der telefonischen Auskünfte im Zusammenhang mit Atomstrom und Alternativ-Energien mehr als verdreifacht. „Wir fühlen uns bestätigt darin, dass es gut und richtig ist, atomfreien Strom anzubieten“, sagte eine Sprecherin. Greenpeace Energy hat nach ihren Worten inzwischen 62.000 Kunden bundesweit, „monatlich werden es rund 400 mehr“.

Stärker gewachsen ist die Firma Lichtblick – mit einem Jahresumsatz von mehr als 200 Millionen Euro und rund 200 Mitarbeitern Deutschlands größter unabhängiger Stromanbieter. Die Idee, „sauberen Strom zum sauberen Preis“ anzubieten, zahle sich aus, sagte Lücking. „Die aktuellen Störfälle in den Atomkraftwerken hatten bisher zwar noch keinen signifikanten Effekt auf unsere Tagesstatistik, mittelfristig werden sie aber deutlich spürbar sein“, meinte Lücking. Der Ökostrom-Anbieter Lichtblick ging 1999 mit rund 8.000 Kunden an den Start. Inzwischen sind es nach Firmenangaben bundesweit mehr als 290.000.

Regional erfolgreich sieht sich der Energieversorger Stadtwerke Flensburg, der allerdings nicht nur auf Ökostrom, sondern auch auf „Standardprodukte“ setzt, wie Sprecher Peer Holdensen betonte. Inwieweit die Pannen von Krümmel die „Wanderbewegung“ stärkten, könne man nur vermuten. Sicher sei, dass es eine starke Bewegung weg von Energie-Riesen gebe. Demnach registrierten die Flensburger Stadtwerke im Vormonat einen Rekord-Zuwachs von 3.655 Kunden.

dpa