Pröpstin rechnet nicht mit Austritten

BÄDERREGELUNG Die Gründe für ein Verlassen der Kirche lägen tiefer als ein Streit über Öffnungszeiten, widerspricht die Pröpstin dem schleswig-holsteinischen FDP-Vorsitzenden Wolfgang Kubicki

Die Bäderregelung in Schleswig-Holstein gilt für knapp 100 Kur- und Tourismusorte

Die Lübecker Pröpstin Petra Kallies rechnet nicht mit vielen Kirchenaustritten wegen des Streits um die Bäderregelung. Es könne „vielleicht vereinzelt“ dazu kommen, die Gründe für einen Austritt würden aber insgesamt tiefer liegen. Nach einem kontinuierlichen Entfremdungsprozess sei das gängige Hauptmotiv „nach wie vor die finanzielle Seite“, sagte die evangelische Theologin den Lübecker Nachrichten.

Kallies reagierte damit auf Äußerungen des FDP-Fraktionsvorsitzenden im schleswig-holsteinischen Landtag, Wolfgang Kubicki. Er hatte Verständnis für Menschen geäußert, wenn sie wegen des Vorgehens der Kirchen einen Austritt erwägen. Die nordelbische Kirche und das katholische Erzbistum Hamburg haben das seit zwei Jahren ruhende Normenkontrollverfahren um die Bäderregelung mit geöffneten Geschäften an 45 Sonntagen wieder aktiviert.

Nach den Worten von Kallies gibt es in der Gesellschaft immer wieder mahnende Stimmen, „die Kirchen mögen doch die Werte hochhalten“. Wenn sie es aber täten, wie jetzt für den Feiertags- und Sonntagsschutz, sollen sie es wieder nicht, bedauerte sie.

Die Bäderregelung in Schleswig-Holstein gilt für knapp 100 Kur- und Tourismusorte. Hier dürfen Geschäfte vom 1. Januar bis zum 31. Oktober sowie vom 15. bis zum 31. Dezember sonntags von 11 bis 19 Uhr öffnen. Die Kirche schlägt vor, diese Zeit von Ende März bis Ende Oktober zu beschränken sowie weitere vier Sonntage im Jahr zu erlauben.

Im Kirchenkreis Lübeck-Lauenburg leben rund 200.000 evangelische Kirchenmitglieder in 56 Gemeinden. Kallies ist leitende Geistliche für den Bezirk Lübeck, Pröpstin Frauke Eiben für den Bezirk Herzogtum Lauenburg.