Anders verstehen

CODES Die Breivik-Exegese geht weiter: Stecken verschlüsselte Botschaften in seinem Manifest?

Hat der Attentäter von Oslo, Anders Behring Breivik, in seinem 1.500 Seiten starken „Manifest“ geheime Botschaften versteckt? Diese Frage treibt nun manche um. Auf einer norwegischen Mailingliste – Überschrift „In Gedenken an die Opfer der Terroranschläge von Utoya und Oslo“ – rätseln die User, welche Botschaften das sein könnten.

Der Text dieses Manifests enthält vermeintliche Internetadressen, die aber nicht gültig sind. Eine These ist, der Terrorist Breivik habe mit ihnen womöglich auf weitere Anschlagsziele hinweisen wollen. Ein Versuch, den Zahlen GPS-Koordinaten zuzuordnen, führt zu einer Reihe von Orten in Europa. Ein Blick aber zum Beispiel auf die angeblichen Anschlagsziele in Berlin ergibt keinen Sinn – die Koordinaten führen zu einem Wohnhaus im Bezirk Schöneberg oder zur Baulücke daneben und zu einem ebenfalls unauffälligen Plattenbau in Berlin-Mitte.

Ein offensichtliches Vorbild Breiviks, der „Una-Bomber“ und Mathematiker Theodore Kaczynski, hatte in seinem Manifest Codes versteckt, für deren Entschlüsselung das FBI zehn Jahre brauchte.

Derweil hat die norwegische Polizei ihre Ankündigung wahrgemacht, auch ausländische Blogger und Forenbetreiber verhören zu lassen. Am Sonntag wurde bekannt, dass die Kollegen vom dänischen Verfassungsschutz den Betreiber der dortigen islamkritischen Webseite Uriasposten.net in Sachen Norwegen-Terror verhört haben.

Am Donnerstag wurde das Verhör des in Breiviks Manifest vielzitierten islamkritischen Bloggers „Fjordman“ bekannt. Der hatte angekündigt, vorerst nicht mehr bloggen zu wollen, und wenn, dann auf keinen Fall unter seinem Namen.

Lange an dieses Versprechen hielt „Fjordman“ sich allerdings nicht. Bereits am Freitagabend schrieb er auf dem Blog „Gates of Vienna“ einen Eintrag, in dem er die Polizei anklagt: Sie habe ihn wie einen Tatverdächtigen behandelt.

REINHARD WOLFF, STOCKHOLM