LESERINNENBRIEFE
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Mautgebühren für Fernbuslinien

■ betr.: „Die Schiene wird benachteiligt“, taz vom 5. 8. 11

Fernbuslinien sollen der Bahn keine Konkurrenz machen, sondern den Pkw-Verkehr auf den Autobahnen bündeln. Was für ein Schwachsinn. Eine Fernbuslinie steht direkt mit den Fernzügen der Bahn in Konkurrenz, nicht mit dem motorisierten Individualverkehr.

Wenn im Umkreis von 50 Kilometern nur ein Ort angefahren werden darf, lohnt sich eine Linie erst, wenn es sich um eine größere Stadt handelt. Und dort ist normalerweise auch ein Bahnanschluss vorhanden. Ein Fernlinienbus befördert Personen mit wenig Gepäck von einer größeren Stadt in eine andere. Dasselbe trifft auf einen Fernverkehrszug der Deutschen Bahn zu, ich sehe hier keinerlei Unterschiede. Der potenzielle Fahrgast wird zwischen den beiden Optionen nach Schnelligkeit, Komfort und vor allem Preis wählen. Und bei Letzterem würden Fernlinienbusse durch fehlende Trassenpreise ganz klar bevorteiligt werden.

Als leidenschaftlicher Bahnfahrer begrüße ich es, dass die Bahn Konkurrenz durch Fernlinienbusse erhalten soll. Jedoch sollte dies unter fairen Bedingungen ablaufen. Im Klartext bedeutet das: Mautgebühren für Fernbuslinien. Dass man der Bahn keine Konkurrenz machen möchte, hat Herr Ramsauer bislang nicht ausreichend belegt.

FILIPP MÜNST, Tübingen

Zuerst eine Pkw-Maut fordern

■ betr.: „Die Schiene wird benachteiligt“, taz vom 5. 8. 11

Maut für Schienenverkehr, nicht aber für Busse, das ist natürlich ungerecht. Konsequenterweise müsste ein grüner Verkehrsexperte aber zuerst eine Pkw-Maut fordern, denn Autos sind das umweltschädlichste Verkehrsmittel (am Boden). Zudem ist der CO2-Ausstoß von Bussen im Durchschnitt geringer als der der Bahn. Unser Hauptproblem ist nicht der Bus-, sondern der Auto- und Flugverkehr. Ich als häufiger Fahrgast der Deutschen Bahn freue mich sehr auf zusätzliche Konkurrenz bei der Personenbeförderung, die hoffentlich das Monopolunternehmen Bahn AG endlich kundenfreundlicher werden lässt. ANTJE WAGNER, München

Unethisch und problematisch

■ betr.: „Die Hoffnung wächst mit jeder Flasche“, Sonntaz v. 7. 8. 11

Die Flaschensammler (Website): leider völlig daneben, denn: dieses ultraprekäre Bild der Armut quer durch alle Gesellschaften (westlicher Welt), was natürlich auch immer Bedrückung auslöst. Unbehagen. Es ist eben nicht nur unethisch, die Armen eigene, entleerte Flaschen wegzuräumen zu lassen – sie damit ein Almosen zu generieren in die Lage zu versetzen. Nein, es ist problematisch zu sehen, dass am Betrieb der (Web-)Site Leute verdienen (die keine Flaschen sammeln müssen), und all die Menschen, von denen die Rede ist, die keinen Sozialhalt, wohl aber Handy haben, um an der Seite teilnehmen zu können. Auch deren Mobiltelefone sind keine Spenden – auch damit verdienen Leute ihre Geld (und nicht wenig), welches noch von den Mikroerlösen der Flaschen abgeht.

Ich denke, diese Seite, diese Idee, diese Semesterarbeit hätte Erwähnung finden dürfen, wenn sie auch nur einen Funken Sozialgewinn ausmachen würde, in dem Sinn, dass die Sammler einen „Trittin-Faulheits-Halt-die-Umwelt-Sauber-Flaschenbonus“ einsammeln könnten, den auszuloben der Ideenschaffer (Student) den Handelskonzernen, der Politik, den Sozialstellen abgerungen haben könnte. Hat er aber nicht. Schade. MORITZ DIEKMEYER, Koblenz

Splitter im Auge des Nächsten

■ betrt.: „Protestantische Kirche predigt Verständnis für Terroristen“, taz vom 5. 8. 11

Mit welcher Berechtigung kritisieren wir den Islam? Es ist etwas anderes, sich gegen Extremisten und Terroristen zu wehren – gleich welcher Religion sie angehören. Aber kommt jemand im Ernst auf den Gedanken, das Christentum insgesamt wegen der Morde in Norwegen zu verdammen? Oder der Brandanschläge in Deutschland und anderswo? Oder wegen der Hetzpredigten einer durchgeknallten Pastorin aus Dänemark?

Was siehst du den Splitter im Auge deines Nächsten, aber den Balken in deinem Auge nimmst du nicht wahr? Matthäus 7,3

FRITZ LOTHAR WINKELHOCH, Gummersbach

Zeit und Ressourcen verschwendet

■ betr.: „Super: Deutschland schafft sich ab“ von Deniz Yücel,tazzwei vom 5. 8. 11

War die „Wahrheit“-Seite schon voll? Oder war es ein Versehen, diesen Artikel ernsthaft zu drucken und so unserer aller Zeit und Ressourcen zu verschwenden? CAROLA POLLEX, Berlin

Was ich schon immer dachte

■ betr.: „Super: Deutschland schafft sich ab“ von Deniz Yücel,tazzwei vom 5. 8. 11

Yes! Fulminant! Was ich schon immer dachte, nur nicht so vollendet formulieren konnte. Danke, Deniz! Seit Jahren der erste taz-Artikel, den ich in seiner Papier-Inkarnation aufbewahrend einrahmen werde. Was mit dem Raum zu machen sei? Entrechtete, Verfolgte, Verarmte dieser Erde, kommt alle hierher, bringt Schwung in diese Lande. RICCARDO ESCHER, München