Siegfried Tittmann künftig parteilos
: Ein Mann tritt aus

Siegfried Tittmann, 63, war stellvertretender Bundesvorsitzender der DVU und macht jetzt parteilos weiter.

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Der Bremerhavener Siegfried Tittmann, 1954 in Österreich geboren, „will“, so sagt er, „keine Schachfigur sein“. Und deshalb tritt der 161-Zentimeter-Mann mit dünnem Schnauzer jetzt aus der DVU aus.

Das ist eine Nachricht. Denn Tittmann, Einzelabgeordneter in der Bremischen Bürgerschaft seit 1999, ist seit drei Jahren Mitglied des Bundesvorstands der Frey-Partei. Und in Bremen war er die DVU, und die DVU war Tittmann – der den Landtag stets als Plattform für die Parteienwerbung missverstand: Nach der Hälfte seiner ersten Wahlperiode hat Thomas Kollande für die Grünenfraktion die Reden des gelernten Einzelhandelskaufmanns ausgewertet. In 92 Beiträgen fand er 348 Erwähnungen des Parteinamens. Und oft blieb dies, wie Kollande nachweist, neben Beschimpfungen die einzige kreative Leistung des Copy-and-paste-Redners. Ja, in fast 20 Jahren Mitgliedschaft ist Tittmann das Aussprechen des Kürzels der Partei so sehr zum Automatismus geworden, dass er selbst die Ankündigung seines Austritts dreimal mit ihm garniert – fehlt nur, dass er ihn im Namen der DVU verkündet hätte.

Als er 2003 mit dem Slogan „Ein Mann, ein Wort, ein Tittmann“ für die Bürgerschaft antrat, vermuteten viele, Tittmann trage seinen Seitenscheitel nur rechts, um sich etwas vom historischen Vorbild abzuheben. Und es heißt, dieses Anliegen sei dem übrigen Bremer DVU-Personal eher fremd. Sein Mandat – im Mai neuerlich erworben – will Tittmann jedenfalls „als Parteiloser wahrnehmen“, wobei offen bleibt, ob er nur den Nachrücker verhindern will, oder ihn Sendungsbewusstsein anspornt: „Von mir“, sagt Tittmann, „wird niemand Schlechtes über die DVU hören.“ Also schweigt er über seine Motive. Natürlich sei der Austritt „kein leichter Schritt“ gewesen. In ein Loch fällt er aber nicht. Denn Tittmann hat Hobbys: Zum Beispiel sammelt er handsignierte Fotos von Ritterkreuzträgern. bes