Shared Space im Bürgerdialog

Auch für das Hamburger Szene-Viertel St. Georg wird darüber nachgedacht, den Straßenraum und den Verkehr neu zu gestalten. Einige Anwohner müssen allerdings erst noch überzeugt werden. Zweifel an Reife der Autofahrer

Die Lange Reihe hat in Hamburg eine verkehrspolitische Vorreiter-Funktion. Nachdem der Tag „Mobil-Ohne-Auto“ vom Groß-Event zum Side-Event geschrumpft war, wechselte er vom Jungfernstieg in Lange Reihe – die lebendigste Straße St. Georgs mit netten Läden, Szene-Kneipen und einem alternativ-libertären Publikum. Auf Initiative der GAL, die im Bezirk Hamburg Mitte mit der SPD koaliert, wird jetzt diskutiert, wie der Verkehr in der stark befahrenen Wohn- und Geschäftsstraße erträglicher gestaltet werden kann.

Zunächst hätten die Fraktionen eher daran gedacht, so etwas wie eine Kommunaltrasse einzurichten, sagt Michael Osterburg, der GAL-Fraktionschef des Bezirks. Dort hätten nur Busse, Taxen, Lieferlaster und Radler fahren dürfen. Doch dann seien sie auf das Konzept des Shared Space aufmerksam geworden. Die Idee gehört auch zu dem Programm „Entspannt mobil“, mit dem die GAL-Bügerschaftsfraktion im ab Herbst anstehenden Wahlkampf punkten will.

Shared Space wurde Anfang des Monats in einem Workshop von Anwohnern, Geschäftsleuten, Verwaltungsmitarbeitern und Politikern zur Stadtteilentwicklung diskutiert. Der Verkehrsplaner Hans Mondermann stellte es vor. Die GAL sei in der internen Diskussion schon ziemlich weit, sagt Fraktionschef Osterburg. Sie sei sich aber darüber im Klaren, dass man die Anlieger überzeugen müsse. „Wir wollen nicht von oben herab planen“, sagt Osterburg.

Der Workshop sei „hochinteressant“ gewesen, bestätigt Helmut Voigtland, der Vorsitzende des Bürgervereins St. Georg. „Aber die Skepsis überwiegt hier in der Langen Reihe“, glaubt er. Das habe eine nicht repräsentative Umfrage des Bürgervereins unter den Gewerbetreibenden und Anwohnern ergeben. Er habe daher vorgeschlagen, zu überlegen, ob das Konzept nicht anderswo im Stadtteil sinnvoller umzusetzen wäre, sagt Voigtland: etwa auf einem wenig befahrenen Platz anstatt auf einer Straße mit viel Verkehr.

Der Mann vom Bürgerverein ist selbst skeptisch: zum einen „wegen der Mentalität der deutschen Autofahrer“, zum anderen weil er die Notwendigkeit nicht sieht. Schon heute könne die Straße von Fußgängern auch ohne Zebrastreifen gefahrlos überquert werden. Zahlen, nach denen Shared Space die Verkehrsbelastung verringere, erstaunen ihn. GERNOT KNÖDLER