60.000 Iraker fliehen jeden Monat

Fast 2,2 Millionen sind Flüchtlinge in ihrem eigenen Land, etwa zwei Millionen sind in Nachbarstaaten geflüchtet. Die Internationale Organisation für Migration beklagt Spendenmangel. Auch Jordanien und Syrien sind auf Hilfe angewiesen

GENF ap/dpa/epd ■ Fast 2,2 Millionen Iraker sind Flüchtlinge in ihrem eigenen Land. Dies teilte die Internationale Organisation für Migration (IOM) am Dienstag in Genf mit. Sie müssten täglich darum kämpfen, etwas zu essen, eine Unterkunft und medizinische Versorgung zu bekommen, sagte IOM-Sprecherin Jemini Pandya. Rund 60.000 Menschen müssten wegen der anhaltenden Gewalt, der allgemeinen Gesetzeslosigkeit oder militärischer Einsätze jeden Monat aus ihren Häusern fliehen. „Da ist kein Licht am Ende des Tunnels in Sicht“, sagte Pandya.

Es werde wegen der unsicheren Lage immer schwieriger, sicherzustellen, dass Hilfslieferungen auch bei den Menschen ankämen, erklärte die IOM-Sprecherin. Viele Menschen seien aber auf die Hilfen angewiesen. Ihren Angaben zufolge flohen seit dem Bombenanschlag auf den schiitischen Schrein in der Stadt Samarra im Februar 2006, der zu einer Welle der Gewalt zwischen den verschiedenen Glaubensrichtungen führte, eine Million Menschen aus ihren Häusern. Die meisten verließen ihre Wohnungen in der Hauptstadt Bagdad.

Die Zahl der Vertriebenen in den Nachbarstaaten des Irak, vor allem Jordanien und Syrien, wird mit 2 Millionen angegeben. Die Lage verschlimmere sich täglich, sagte Pandya. Zehn der 15 Regierungsbezirke des Irak hätten außerdem ihre Grenzen für die Lieferung von Hilfs- und Lebensmittel aus Sicherheits- oder wirtschaftlichen Gründen geschlossen. Die Organisation gehe davon aus, dass zwischen 25 und 40 Prozent der etwa 26 Millionen Iraker auf Nahrungsmittelhilfe angewiesen seien. Aber 22 Prozent der Vertriebenen hätten überhaupt keinen Zugang zu den Verteilzentren. In Basra, der zweitgrößten Stadt im Süden des Landes, seien es beispielsweise sogar 60 Prozent. Das IOM hat seit 2003 rund 5 Millionen Menschen im Irak versorgt.

Die Organisation beklagte außerdem eine mangelnde Spendenbereitschaft zur Unterstützung der irakischen Bürgerkriegsflüchtlinge. Wegen des fehlenden Geldes könnten Hilfsorganisationen nur einen geringen Teil der Bedürftigen mit Gütern versorgen, erklärte die IOM.

Die Organisation brauche in diesem Jahr einen Betrag von 85 Millionen US-Dollar für die Irak-Hilfe, nur 18 Prozent dieses Betrags seien bislang gedeckt. Im April hatten Regierungsvertreter auf einer Hilfskonferenz in Genf verstärkte Unterstützung für die irakischen Flüchtlinge und Vertriebenen zugesagt.

Nach Angaben des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR sind auch die Regierungen Syriens und Jordaniens dringend auf eine verstärkte internationale Hilfe angewiesen. In den beiden Ländern leben nach UN-Angaben die meisten der rund zwei Millionen irakischen Auslandsflüchtlinge.