Kommentar: Eiken Bruhn über Baumfeinde
: Nicht vor meiner Haustür

„Nicht vor meiner Haustür“ ist ein faszinierendes Phänomen. Seien es Autofahrer, die sich gegen den Aus- oder Neubau von Straßen in ihrem Viertel wehren oder Menschen, die Baumpflanzungen verhindern, weil sie ihr Auto und den Bürgersteig „beschmutzen“. Es ist nicht auszuschließen, dass sich dieselben mit Zähnen und Klauen in einer Bürgerinitiative gegen das Fällen eines Baums auf ihrer Spazierstrecke wehren.

So weit, so menschlich. Unangenehme Konsequenzen hat dieses Verhalten nur, wenn es um den Klimawandel geht. So zeigte eine explorative Studie der Universität Bremen, dass die Befragten zwar eine Notwendigkeit sahen, etwas gegen die Erderwärmung zu tun, dies aber nicht mit ihrem eigenen Konsumverhalten in Verbindung brachten. So bevorzugten alle – theoretisch – regionale und saisonale Produkte. Die Autorinnen der Studie merken dazu an, dass der Marktanteil von Bioprodukten in Deutschland unter fünf Prozent liegt. Ähnlich verhält es sich bei der allgemeinen Ablehnung von Massentierhaltung. Laut dem Bund Ökologischer Lebensmittelwirtschaft sind nur 0,5 Prozent des Schweinefleischs auf dem deutschen Markt nach biologischen Kriterien erzeugt. Die Liste weiterer Beispiele ist endlos: von Ökostrom bis Flugreisen. Und die Autorin dieser Zeilen war bislang zu faul, endlich die Glühbirnen gegen Energiesparlampen auszutauschen. Die meisten Menschen, dies ein weiteres Ergebnis der Bremer Studie, sehen nicht sich selbst, sondern Politik und Wirtschaft in der Pflicht, etwas zu tun.