„Angst vor einem Vibrator“

JUBILÄUM Norddeutschlands erster Frauen-Erotikshop feiert sein zwanzigjähriges Bestehen

■ hat nach ihrem BWL-Studium in Bremen den Frauen-Erotikshop „For Ladies“ eröffnet.

taz: Frau Meise, als Sie vor 20 Jahren Ihr Geschäft eröffneten, haben sich die Medien begeistert auf Sie gestürzt – warum?

Christine Meise: Weil es damals etwas Besonderes war, dass Frauen sich für Frauen in der Erotikbranche auf den Weg gemacht haben.

Wie ist das heute?

Leider ist es immer noch so. In diesem Geschäft wollen die Menschen nur Geld machen und vergessen darüber Qualität und Anspruch.

Wollen Sie denn kein Geld machen?

Doch, klar. Aber ich habe mir die Entdeckung der weiblichen Sexualität im kaufmännischen Kontext auf die Fahnen geschrieben – mir geht’s nicht nur ums Geldverdienen.

Ihr Laden ist keine männerfreie Zone ...

Nein, er ist für Frauen und Männer gleichermaßen geöffnet. Aber wir bieten entweder Dinge nur für Frauen oder Dinge für Paare an. Bei uns soll es nicht darum gehen, dass Frauen Männer bedienen oder sich ihnen anbieten, sondern dass sie für sich selbst oder gemeinsam Sexualität erleben.

Ist das denn heute überhaupt noch notwendig?

Ja, immer noch. Männer beispielsweise haben Angst vor einem Vibrator, weil sie ihn als Konkurrenz wahrnehmen. Und viele Frauen wollen ihren Männern nicht erzählen, dass sie einen Vibrator haben wollen oder bereits besitzen, aus Angst, sie zu verletzen. Da sind viele Hemmschwellen. Wir beraten sie und können dadurch erreichen, dass sie beginnen, miteinander zu reden.

Sie organisieren auch Veranstaltungen gemeinsam mit Pro Familia – worum geht es da?

Zum Beispiel um den wertvollen Umgang mit sich selbst. Der Beratungsabend „Meine Lust auf mich“ beschäftigt sich mit dem Thema Selbstbefriedigung – auch etwas, über das viele Frauen nicht gern sprechen und das viele auch noch gar nicht für sich entdeckt haben.

Sie sind Betriebswirtin und Kauffrau – woher nehmen Sie Ihre Beraterinnenfähigkeiten?

Aus meinen eigenen Erfahrungen. Ich habe drei Kinder, kenne meinen Beckenboden und habe deswegen auch meine Sexualität neu kennengelernt. Ich gebe meine Erfahrungen gerne weiter.  INTERVIEW: SCHN

Samstag, 12–18 Uhr, Lilienthaler Heerstraße 200