Eulen nach Altona tragen

Theater unter freiem Himmel und auf Spendenbasis: Auch in diesem Jahr tummeln sich wieder die „Elfen im Park“. Einen Monat lang verwandelt sich der verwunschene Wohlerspark für Aristophanes’ „Vögel“ in Wolkenkuckucksheim

Als die freie Hamburger Theatergruppe „Elfen im Park“ vor sechs Jahren zum ersten Mal den Altonaer Wohlerspark in den Elfenwald aus Shakespeares „Ein Sommernachtstraum“ verwandelte, zählte das Ensemble noch überschaubare zwölf Theaterbegeisterte mit einer ungewöhnlichen Idee: Theater unter freiem Himmel – ohne feste Sitzplätze und ohne festgesetzten Eintrittspreis. Wer begeistert war, spendete Applaus und Geld – wie viel von beidem, das blieb jedem selbst überlassen. Menschen aus allen sozialen Schichten sollten in der Lage sein, die „Elfen“-Stücke zu sehen. Gerade neben dem armen St. Pauli wurde das dankend angenommen.

Dabei war auch das Publikum anfangs noch überschaubar. Doch immer mehr blieben stehen und sahen dem ungewohnten Treiben im verwunschenen Park hinter der St. Johanniskirche zu. Immer mehr kamen wieder, und so schlichen auch im folgenden Sommer Familien aus St. Pauli neben TheaterabonnentInnen aus den Elbvororten hinter Puck & Co. durch die Gebüsche des ehemaligen Friedhofs. Wieder ein Jahr später sah die wachsende Fangemeinde Ralph Benatzkys „Im weißen Rössl“, im Jahr darauf fanden Büchners „Leonce und Lena“ zusammen. 2005 ging es „In 80 Tagen um die Welt“ und im vergangenen Jahr gaben die „Elfen“, frei nach Beaumarchais, „Der tolle Tag oder Die Hochzeit des Figaro“.

Schon früh war das „Ensemble im Außendienst“ aber auch an anderen Orten anzutreffen. 2002 gab es das „Berliner Tagebuch“ von Christopher Isherwood beim Zeltfestival zu sehen, 2003 spielten die „Elfen“ „Venus in Blau – ein Wasserwerk in drei Zügen“ in diversen Schwimmbädern. Und seit einem Jahr gibt es ihre Produktionen auch im Winter. Die St. Johanniskirche, mit der es eine längerfristige Kooperation gibt, wurde für Dorothy Lanes „Happy End“ zur Bühne.

Mit einem Dutzend Enthusiasten allein ist ein derart voller Spielplan längst nicht mehr zu bewältigen. Personal zu finden fällt den „Elfen“ aber glücklicherweise nicht schwer. Über die Jahre haben sie sich einen festen Platz in der freien Theaterszene der Stadt erspielt: 40 professionelle SchauspielerInnen, SängerInnen, TänzerInnen und MusikerInnen sind heute an den Produktionen beteiligt.

Heute kehren die „Elfen“ wieder an den Platz zurück, an dem vor sieben Jahren das Lampenfieber begann und verwandeln den Mittelplatz des Wohlersparks in eine Stadt in den Wolken. Dieses Jahr bringen die FreiluftschauspielerInnen Aristophanes’ „Ornithes“ – „Die Vögel“ – zur Aufführung. Mit dem, nun ja, aristophanischen Stück sicherte sich der Großmeister der antiken Komödie vor 2.423 Jahren bei den athenischen Dionysien den zweiten Platz – und seinen Platz in der Weltliteratur. Im Stück machen sich die beiden Athener Gauner Peithetairos und Euelpides auf der Flucht vor ihren Schulden auf, eine neue Stadt zu gründen, in der man das Geld wie Dreck wegwirft. Sie kommen an den Palast des Königs der Vögel, Wiedehopf, ehedem selbst ein Mensch. Diesen überreden die beiden, eine Stadt zu bauen – in der deutschen Übersetzung wurde daraus „Wolkenkuckucksheim“ –, um die Menschen und Götter gleichermaßen zu beherrschen: ein Zollgebiet für Opfergaben. Schon bald buhlen Götter wie Menschen um die Gunst der Vögel. „Ein antikes Wirtschaftswundermärchen, das den steilen Aufstieg der Vögel beschreibt“, so fassen es die „Elfen“ zusammen. Die sich im Übrigen recht frei an Aristophanes orientieren.

Und so wird bis zum 12. August aus Euelpides Euelpida und zur Nachtigall gesellen sich eher moderne Vögel wie die Bordsteinschwalbe, die Schnapsdrossel und der Pleitegeier. Dem Spielort angemessen, wird es sogar einen „Nordic Laufvogel“ zu sehen geben. ROBERT MATTHIES

Premiere am 21. 7., 20 Uhr; weitere Vorstellungen: 22., 26.–29. 7., 2.–5. und 9.–12. 8.; Wohlerspark, Wohlers Allee, Ecke Thadenstraße. Der Eintritt ist frei, um Spende wird gebeten; Infos: www.elfenimpark.de