Al-Qaida wächst an Erfahrungen

Lernfeld Irak, sicherer Hafen Pakistan: US-Geheimdienste fürchten Erstarken al-Qaidas

WASHINGTON ap/taz ■ Das Terrornetzwerk al-Qaida nutzt nach Einschätzung der US-Geheimdienste seine zunehmende Stärke im Irak und in Pakistan für die Planung von Anschlägen in den Vereinigten Staaten. Die USA stünden in den kommenden drei Jahren einer wachsenden terroristischen Bedrohung gegenüber, hieß es in einem Papier zur Bedrohungslage in den USA (National Intelligence Estimate), das am Dienstag in Washington veröffentlicht wurde.

Die Gruppe al-Qaida im Irak könne künftig eine direkte Bedrohung für die USA darstellen, erklärten die Autoren weiter. Sie spreche unter anderen sunnitische Extremisten in aller Welt an und rekrutiere neue Kämpfer. Außerdem verfüge al-Qaida über einen zunehmend sicheren Unterschlupf in Pakistan. Dort hielten sich vermutlich Al-Qaida-Chef Ussama Bin Laden und sein Stellvertreter auf, erklärte der Vorsitzende des Nationalen Rates für Geheimdienste, Thomas Fingar. Er warnte, die Kämpfer im Irak sammelten Erfahrung beim Bau von Bomben, beim Schmuggel von Waffen und könnten die Taktiken der US-Streitkräfte studieren.

Gleichzeitig befürchteten die Autoren, dass die internationale Zusammenarbeit im Kampf gegen den Terrorismus nachlassen könnte. Zur Begründung hieß es, die Erinnerungen an die Terroranschläge vom 11. September verblassten immer mehr, während es gleichzeitig Streit darüber gebe, worin die Bedrohung der Vereinigten Staaten nun eigentlich bestehe.

Das Weiße Haus widersprach dieser Befürchtung. Die Zusammenarbeit „ist tatsächlich so stark wie nie zuvor“, sagte die Sicherheitsberaterin von US-Präsident George W. Bush, Frances Fragos Townsend.

Sie sah sich nach der Vorstellung des Berichts im Übrigen gezwungen, erneut der Darstellung zu widersprechen, die USA hätten sich durch den Irakkrieg vom Kampf gegen den Terrorismus ablenken lassen, räumte aber ein, dass der Irak für al-Qaida ein wichtiges Betätigungsfeld auch zur Kontaktaufnahme sei. Allerdings nutzten die Extremisten auch andere Länder, um Erfahrungen zu sammeln, so etwa Pakistan und Nordafrika.