Airline Alitalia kommt auf den Grabbeltisch

Das Bieterverfahren für die Privatisierung der italienischen Fluglinie ist gescheitert. Jetzt muss die Regierung betteln

ROM dpa/rtr ■ Noch vor ein paar Monaten war der Plan, die marode staatliche Fluglinie Alitalia endlich loszuwerden, in Italien als ein genialer Coup von Ministerpräsident Romano Prodi gefeiert worden. Ein neuer Eigner, frisches Geld plus beherztes Vorgehen bei der Kostendämpfung sollten den lahmen Flieger wieder flügge machen. Jetzt steht die Regierung vor einem Scherbenhaufen, vor einer Blamage, die sich größer kaum denken lässt: Niemand will die Alitalia kaufen. Gewerkschafter fürchten das Aus für die 20.000 Arbeitsplätze.

Innerhalb weniger Wochen sind alle bisherigen Interessenten abgesprungen. Nun will die Regierung ihre Ansprüche zurückschrauben und direkten Kontakt zu Firmen wie der russischen Airline Aeroflot und der US-Beteiligungsgesellschaft TPG aufnehmen. Diese hatten eigentlich schon vor Wochen abgewunken. Begründung: Die Regierung habe nicht alle Zahlen auf den Tisch gelegt, man könne sich kein echtes Bild über die Misere machen. „Sollten die Bedingungen für die Privatisierung geändert werden, werden wir sie aufmerksam studieren“, sagte eine Aeroflot-Sprecherin am Mittwoch der Agentur Interfax in Moskau.

Alle anderen Pläne hatten sich in den letzten zwei Tagen grandios zerschlagen. Am Dienstagabend erklärte die AP Holding des italienischen Geschäftsmannes Carlo Toto, zu der auch der Lufthansa-Partner Air One gehört, den Ausstieg aus dem Bieterverfahren. Am Mittwoch winkte der US- Vermögensverwalter Matlin Patterson Global Advisors ab. Man könne den ins Auge gefassten Einstieg nicht fortsetzen, das Konsortium sei „nicht in der Lage, die Bedingungen zu erfüllen“. Ausdrücklich fügten die Amerikaner hinzu, dies habe man bereits Ende Mai erklärt, man wolle nun nicht „instrumentalisiert werden“. Als Reaktion darauf fielen die Alitalia-Aktien an der Mailänder Börse zeitweise um acht Prozent.

Eine Fluglinie, die täglich fast 1,4 Millionen Euro Verlust einfliegt, ist nicht so einfach zu verkaufen. Die Lage ist verzweifelt: Mit jährlich 12,8 Millionen Passagieren steht Alitalia bei den internationalen Flügen weltweit auf Rang zehn. Zum Vergleich: Die Lufthansa kommt auf 35,7 Millionen Flugreisende, Inlandsflüge nicht eingerechnet. Auch die Flotte gilt als veraltet und wenig attraktiv. Hinzu kommen die häufigen Streiks der Mitarbeiter. Auf der anderen Seite hat Alitalia rund 100 Routen zu bieten – darunter potenziell lukrative Strecken in Europa, nach Nord- und Lateinamerika sowie nach Asien.