Denn Schweigen ist Gold

Ohne Vorstandschef Guillaume de Posch ist heute bei Sat.1 Betriebsversammlung. Die Belegschaft ist in Sorge – allein

Heute ist Betriebsversammlung bei Sat.1 – und ein Gewerkschaftsvertreter sagt: „Die wird hübsch.“

Hübsch – das heißt: Die Versammlung wird alles, nur nicht hübsch. Die Verbitterung ist groß bei der Belegschaft. 100 Mitarbeiter werden im Rahmen der Einstellung einiger Boulevard- und Nachrichtenprogramme entlassen werden, das ist seit dieser Woche bekannt. Doch zur heutigen Versammlung kommt nicht einmal Guillaume de Posch, Vorstandschef von ProSieben-Sat.1-Media, um mit der Belegschaft zu sprechen, sondern nur Jürgen Holm, der Personalmanagement-Direktor.

Ein weiterer Tritt ans Knie, so bewertet man das in der Gewerkschaft: Erst Entlassung, dann nicht einmal eine Erklärung. Das macht zweimal „Entsetzen und Wut“, wie es heißt: erst über die wirtschaftliche Strategie und die Entlassungen, dann auch noch über schlechten Stil. Als die US-amerikanische Investorengruppe VSS und die britische Mecom-Gruppe 2005 den Berliner Verlag übernahm, habe sich Manager David Montgomery wenigstens den Fragen gestellt. Bei Sat.1 soll das offenbar nicht geschehen.

Im Gewerkschaftsjargon: hübsch. Also ziemlich hässlich.

Zumal die Belegschaft weitere für sie gravierende Schritte befürchtet: Durch die Einschnitte im Informationsbereich sind ohnehin schon zahlreiche Berliner Mitarbeiter betroffen. Unter Umständen steht aber auch der gesamte Verbleib von Sat.1 in Berlin in Frage. Mietverträge bestehen noch, doch der Nachrichtensender N24, der ebenfalls zur ProSieben-Sat.1-Media AG gehört, soll ab 2008 in ein preiswerteres Gebäude umziehen. Was das letztlich für die restlichen Berliner Sat.1-Mitarbeiter bedeuten würde, das ist die Frage.

Zudem kursieren weitere Gerüchte. Etwa, dass die Sendungen „Blitz“ und das Frühstücksfernsehen zusammengefasst würden; zwei Redaktionen würden zu einer, dementsprechend würden Stellen abgebaut. Weiteres Gerücht: Auch bei der hauseigenen Produktionstochter PSP könnte noch der Hammer schwingen. Und weitere Sendungen könnten outgesourct werden, befürchtet man. Es gibt also Redebedarf. Mit Jürgen Holm.

RAA, STG