DIE WERBEPAUSE
: Das bin ja ich

Die Piraten kennen ihre Crew. Und im Dialog mit der Zielgruppe muss man Tacheles reden oder besser gleich brüllen. Drumrumeiern jedenfalls bringt’s nicht. Das sollen mal die anderen Parteien machen. Die rocken ja eh nicht.

Den Wettbewerb um junge, gut ausgebildete, männliche Nichtwähler schreibt die Piratenpartei in diesem Jahr groß – auf Plakaten zu den Landtagswahlen in Mecklenburg-Vorpommern und Berlin im September. Das Berliner Plakat ist zugleich eine Art Steckbrief. Neben dem Claim ist ein prototypischer Piraten-Wähler abgebildet: Wuschelhaare, Fünftagebart und die Nerd-Brille umflort von Bildschirmbräune. Das Plakat setzt auf Wiederkennung: Das bin ja ich, sollen die Kapuzenpulliträger in Neukölln denken und sich schämend am 18. September Piraten wählen.

Außerdem drückt sich in ihrem Plakat die postideologische Selbstwahrnehmung der Piraten aus. Dass eine Partei auf einem Wahlplakat die Sinnfrage stellt, dieses „Was mache ich hier eigentlich?“, ist ein Novum – aber eins, das beim Betrachter gleich eine gewisse Skepsis auslöst: Gerade Parteien sollten doch jederzeit vermitteln (können), wofür sie kämpfen und für wen – zumal im Wahlkampf.

Wirklich postideologisch hingegen ist allein der Ansatz, Politikverdrossenheit als Wahlkampfthema nicht weiter nur den Rechten zu überlassen. Auch darin ist die Piratenpartei also nicht die Avantgarde, die sie so gern wäre. DENK