„… nicht in diesem Ausmaß“

Mit einer üblen Kampagne reagiert Bild auf die Berufung von Karin Röpke zur Bürgerschaftsdirektorin. Die ehemalige Sozialsenatorin erklärt, warum sie sich dem aussetzt

„Dass der Posten so medienträchtig ist, war mir bislang verborgen geblieben“

Interview von BENNO SCHIRRMEISTER

taz: Frau Röpke, Sie haben eine neue Haarfarbe. Seit wann?

Karin Röpke: So neu ist die nicht: Ich bin ja ursprünglich blond. Gekommen ist das ist eher durch Zufall – mein Mittel gab es plötzlich nicht mehr.

Also hat das auch nichts mit dem neuen Amt zu tun?

Nein, das war keine politische Entscheidung.

Das Medien-Echo Ihrer Berufung zur Bürgerschaftsdirektorin ist extrem, Bild skandalisiert sie bundesweit. Warum tun Sie sich das an?

Das hätte ich in der Form auch nicht erwartet. Und wenn ich das gewusst hätte, hätte ich es wahrscheinlich auch nicht gemacht.

Von etwas Aufregung müssen Sie aber ausgegangen sein…

…aber wie gesagt: Nicht in diesem Ausmaß: Dass der Posten eines Bürgerschaftsdirektors so medienträchtig ist, war mir bislang verborgen geblieben. Die Aufgabe ist mir angeboten worden. Und ich habe lange überlegt, ob ich das machen soll – genau wegen dieser Frage, wie das in der Öffentlichkeit aufgenommen wird. Gereizt hat mich die Funktion – in der Bürgerschaft mitarbeiten zu dürfen. Ich glaube auch, dass mir das liegt – weil ich durch verschiedene Aufgaben, die ich hatte, die Verwaltung sehr gut kenne, und eben auch den parlamentarischen Betrieb durch meine frühere Arbeit als Fraktionsgeschäftsführerin.

Behauptet wird, das sei ein Versorgungsposten: Bild kolportiert ein Monatsgehalt von 7.600 Euro. Das hört sich nach viel an. Aber…?

Es ist deutlich weniger als zuvor. Ich war auch nicht darauf angewiesen, wieder eine politische Funktion zu übernehmen. Ich war im Begriff, mir etwas als Selbstständige aufzubauen, hatte auch schon in Weiterbildung investiert – die Aufgabe jetzt schien mir aber spannender und für mich passend.

Was haben Sie sich vorgenommen?

Es ist ja so, dass die Wahlbeteiligung kontinuierlich sinkt. Dagegen muss die Bürgerschaft, muss der Vorstand etwas unternehmen, zusammen mit den Fraktionen. Es liegt schließlich im Interesse aller, dass das gestoppt und kontinuierlich an der Wahrnehmung des Parlaments gearbeitet wird. Aktionen unmittelbar vor der Wahl helfen da wenig.

Und stattdessen?

Es muss den BürgerInnen klar sein, dass ihre Abgeordneten über den gesamten Zeitraum einer Legislatur ansprechbar sind. Um diesen direkten Dialog gestalten zu können und neue Formen der Diskussion zu entwickeln, sind Bremen und Bremerhaven gut aufgestellt – wegen der Struktur, weil wir kein Flächenland sind.

Dafür müsste sich aber erst einmal die Aufregung legen…

Ich hoffe sehr, dass sich das bald legt – damit im Vorstand eine gute Zusammenarbeit möglich wird.

Mit den Fraktionen haben Sie schon gesprochen?

Ich bin von der Linken eingeladen worden – und das war ein gutes, offenes Gespräch. Von den anderen bin ich noch nicht eingeladen worden.

Das kommt noch?

Keine Ahnung. Das müssen die für sich entscheiden. Ich werde jedenfalls von mir aus das Gespräch suchen, auch mit den MitarbeiterInnen, dem Behindertenbeauftragten, der Frauenbeauftragten – auch um zu sehen, wo besteht Optimierungsbedarf, wo lässt sich etwas verbessern.

Ihr Rücktritt als Senatorin …

Ich bin damals ohne zu zögern zurückgetreten – das war eine ganz schreckliche, emotionale Situation: Ein Kind stirbt, es ist in der Zuständigkeit meines Ressorts, unter meiner politischen Verantwortung.

Wie haben Sie das verarbeitet?

Es war eine Situation, wo ich in ein tiefes Loch gefallen bin – und es hat auch ziemlich lange gebraucht, um da wieder rauszukommen. Das hat mich emotional umgehauen, ja – und das ist eine schlimme Erfahrung, die würde ich niemandem wünschen.Was Einzelheiten zu dem Fall angeht: Die hat der Untersuchungsausschuss ja intensiv aufgearbeitet. Da kann ich nur jedem, der sich dafür interessiert, empfehlen, den Bericht zu lesen.