Muslime verlassen Neukölln

Der Verein „Inssan“ will sein islamisches Begegnungszentrum nach jahrelangem Streit nun in Charlottenburg bauen

Der muslimische Verein „Inssan“ wird sein Moscheeprojekt statt in Neukölln in Charlottenburg verwirklichen. Ein Bauantrag sei zwar noch nicht gestellt, so Baustadtrat Klaus-Dieter Gröhler (CDU). Ein Beratungsgespräch hätte aber keine baurechtlichen Bedenken ergeben. „Einzelheiten müssen noch geklärt werden“, so Gröhler. Grundsätzlich sei die Sache aber „okay“.

Der Abwanderung aus Neukölln geht ein langer Streit voraus. Zuletzt wies das Verwaltungsgericht im Juni eine Klage von Inssan gegen die Ablehnung seiner Baupläne durch die Stadtentwicklungsverwaltung ab. Der war das Vorhaben zu groß für ein Wohngebiet: Vorgesehen war ein Begegnungszentrum mit Moschee, Konferenzräumen und Gastronomie auf über 8.000 Quadratmetern in der Neuköllner Pflügerstraße. In der Charlottenburger Keplerstraße soll nur halb so groß gebaut werden.

Die frühere Neuköllner Baustadträtin Stefanie Vogelsang (CDU) hat nie verhehlt, dass sie nicht nur aus baurechtlichen Gründen gegen das Projekt war. Ihr Misstrauen erregte vor allem der Mann, der 2002 für Inssan das Baugrundstück in der Pflügerstraße kaufte: Ibrahim El-Zayat, den der Bundesverfassungsschutzbericht 2006 als deutschen Verbindungsmann zur ägyptischen Muslimbruderschaft betrachtet.

Diese Information sei ihm neu, sagte Baustadtrat Gröhler gestern der taz. Mit Parteikollegin Vogelsang habe er sich nicht ausgetauscht. Er habe im Gespräch mit Vertretern von Inssan sowie der ehemaligen Integrationsbeauftragten Barbara John und dem früheren stellvertretenden Neuköllner Bürgermeister Michael Freiberg einen positiven Eindruck von dem Verein gewonnen: „Die wollen sich integrieren“, so Gröhler. Die Christdemokraten John und Freiberg sitzen im Beirat von Inssan.

Einen guten Eindruck von Inssan hat auch Riem Spielhaus von der Muslimischen Akademie. Sie moderiert das Islamforum, das regelmäßig Verwaltung, Politik und Polizei mit muslimischen Organisationen zusammenbringt. Inssan habe sich dort stets durch die Bereitschaft zu „konstruktiver Kritik“ an der muslimischen Community ausgezeichnet. Themen wie Antisemitismus oder Zwangsheirat habe sich der Verein „aktiv und selbstkritisch“ gestellt.

„Wir arbeiten mit allen zusammen, die zur Philosophie von Inssan passen“, sagt Imran Sagir. Der 33-Jährige ist seit Jahresbeginn Vorsitzender des Vereins. „Und die steht auf dem Boden des Grundgesetzes.“ ALKE WIERTH