BERLIN IGNORIERT DAS GELÖBNIS

Es geschieht nicht oft, dass die Teilnehmerzahl einer Demo so genau zu bestimmen ist wie am Freitagabend beim Gelöbnix: 87 Demonstranten waren es bis 18 Uhr, die den Weg zum Bendlerblock schafften, um gegen das Militarismusritual der Bundeswehr zu protestieren. Vor zwei Jahren waren es noch Tausende. Doch in diesem Jahr ist alles anders. Die eigentlich für 16.30 Uhr geplante Kundgebung wollte und wollte nicht anfangen. „Ich bin hier, weil ich jedes Jahr am 20. Juli hier bin“, sagte ein Teilnehmer. „Ein paar mehr hätte ich schon erwartet“, sagte seine Begleiterin. Aber auch das offizielle Gelöbnis ist nicht mehr das, was es mal war. Hatte das Musikkorps der Bundeswehr in den vergangenen Jahren stets Punkt 18 Uhr in die Hörner geblasen, nahmen es auch die Rekruten gestern mit der Pünktlichkeit nicht so genau. Um eine Stunde wurde das Militärtamtam nach hinten verschoben. Nur die Polizei bleibt misstrauisch wie eh und je. Argwöhnlich inspizierte ein Beamter die wenigen Demonstranten: „Der Abend ist ja noch lang.“ FLEE FOTO: MIKE SCHMIDT