LESERINNENBRIEFE
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Problem Frau

■ betr.: „Vermummungsverbot jetzt!“, taz vom 2. 12. 14

Indem sie ironisch ein Vermummungsverbot für Skiläufer und Motorradfahrerinnen fordert, zieht Heide Oestreich Überlegungen, die Komplettverhüllung von Frauen in der Öffentlichkeit zu verbieten, ins Lächerliche. Das ist ärgerlich, weil es um eine Norm geht, wonach Frauen im öffentlichen Raum irgendwie ein Problem darstellen: für Männer, die durch den Anblick von Frauen sexuellen Versuchungen ausgeliefert sein könnten. Also ab der Pubertät verhüllen, am besten von oben bis unten und zurück. So offen wird aber selten darüber gesprochen. Einfacher ist es, das Verhüllungsgebot religiös zu verbrämen, damit man sich auf die Religionsfreiheit berufen kann und alle toleranten Menschen ringsum auf die Knie sinken. Eine Norm, die Frauen verdinglicht, indem sie ihnen auferlegt, sich in der Öffentlichkeit nur als eine Art wandelndes Zelt zeigen zu können, widerspricht dem Menschenbild des Grundgesetzes. Die in unserer Verfassung garantierte Menschenwürde schließt auch Frauen ein und steht als Wert über der – in diesem Fall wohl auch missbrauchten – Religionsfreiheit. CLAUDIA PINL, Köln

Burka bio und fair

■ betr.: „Vermummungsverbot jetzt!“, taz vom 2. 12. 14

Sehr geehrte Frau Oestreich, Sie argumentieren genial und haben mich total überzeugt. Ich brauche mir nun auch keine Gedanken mehr wegen des Weihnachtsgeschenks für meine Frau machen. Nur bio und fair gehandelt sollte die Burka sein. Könnte die taz Bezugsquellen nennen? Vielen Dank. MAX STEINACHER, Tübingen

Sehr billig!

■ betr.: „Vermummungsverbot jetzt!“, taz vom 2. 12. 14

Billig, Heide Oestreich, sehr billig! Mir kann niemand erzählen, dass jemand inklusive Mütze und Schal auf der Skihütte am Tresen steht und Tee schlürft. Außerdem ist an jeder zweiten Tankstelle in Deutschland ein Schild, das Motorradfahrern gebietet (manchmal sogar vorschreibt), den Helm vor Betreten des Geschäftes abzunehmen. Wie gesagt, sehr billig. CARSTEN HERKELMANN, Dortmund

Mit hohen Preisen bestraft

■ betr.: „Mobilität. Der freitägliche Wahnsinn“, taz vom 5. 12. 14

Die eingeforderte „betriebswirtschaftliche Logik“ hat mit einer Bedarfsorientierung an den „Kunden“ nichts zu tun, wird aber zur Norm und Richtschnur erhoben. Und die Vermeidung von Überlastung wird auch den „Kunden“ angehängt, sie sollen sich gefälligst nach der Bahn richten und dann fahren, wenn es ihr passt, nicht wenn sie es brauchen. Wenn sie dazu nicht bereit sind, werden sie mit höheren Preisen bestraft. Wenn der Bedarf groß ist, würde ein normales Hirn sich erst mal den Einsatz zusätzlicher Züge einfallen lassen, dann ist der „Wahnsinn“ erst mal beseitigt. Wenn die dann gut ausgelastet sind, ist auch der Energieverbrauch pro Passagier optimiert. Dann könnte man es eher billiger machen, wenn man sich überhaupt auf diesen Quatsch mit ständig wechselnden Preisen einlassen will, der nur dazu führt, dass man sich als „Kunde“ nicht einfach ein Ticket kauft, sondern seine Zeit mit der Suche nach den jeweils gültigen Preisen verplempern muss. WOLFGANG NEEF, Berlin

Bahncard ausbauen

■ betr.: „Der freitägliche Wahnsinn“, taz vom 5. 12. 14

Das Problem ist doch nicht, dass die Bahn auch am Freitagnachmittag beziehungsweise am Sonntagnachmittag Rabatte gewährt, sondern dass die Bahn, seit sie keine Behörde, sondern AG ist, massiv Kapazitäten abgebaut hat. Die Bahn wird ihre Verluste im Fernverkehr nicht durch Angebotsverschlechterungen lösen können. Und der Fernbus ist häufig keine Alternative. Vielmehr muss die Bahncard ausgebaut werden, ähnlich den Angeboten der Schweizer Bahnen. Und die Bahn muss in guten Service investieren. Dazu gehört nicht nur kostenloses WLAN für alle; wichtiger wäre es, dass die Züge gereinigt werden, dass im Ruhebereich auch Ruhe herrscht, dass im Bordrestaurant auch das Angebot angeboten wird, das versprochen wird, und natürlich dass die Pünktlichkeit verbessert wird. Solange die DBAG im Ausland investieren kann, finde ich es unverschämt den Stammkunden gegenüber, auch nur darüber nachzudenken, die Bahncard abzuschaffen beziehungsweise einzuschränken.PHILIPP HORN, Karlsruhe

Hohe Ticketpreise schließen aus

■ betr.: „Verteuertes Schwarzfahren. Vollkommen verpeilt“, taz vom 1. 12. 14

Die Verantwortlichen sollten sich doch auch mal überlegen, ob nicht die ziemlich hohen Beförderungsentgelte zum Schwarzfahren beitragen. Im Hartz-IV-Regelsatz sind gerade mal 15 Euro monatlich für Mobilität vorgesehen. Damit kommt man nicht sehr weit. Von einigen Initiativen wurde schon des Öfteren ein Sozialticket angeregt. In der heutigen Gesellschaft ist Mobilität eine der wichtigsten Voraussetzungen für die erfolgreiche Teilhabe am Arbeitsmarkt, aber auch für die Teilnahme am sozialen und kulturellen Leben der Gesellschaft. Durch die hohen Ticketpreise sind aber ganze Bevölkerungsteile davon ausgeschlossen.HELGA SCHNEIDER-LUDORFF, Oberursel