Verhallte Versprechungen

LOFI-SECHZIGER-POP Kultische Verehrung braucht mehr: Große Erwartungen hat das New Yorker Duo Cults letztes Jahr geweckt. Aber das nun erschienene Debüt enttäuscht

Ein wenig mehr Abstand zum mysteriösen Auftakt hätte sicher gut getan

VON ROBERT MATTHIES

Plötzlich waren sie letztes Jahr mit ihrem Internet-Hit „Go Outside“ da und niemand wusste mehr über sie, als dass Cults zu zweit, unterschiedlichen Geschlechts und aus Brooklyn waren – vermutlich wieder eines dieser derzeit unvermeidlichen LoFi-Indiepärchen, offensichtlich Phil-Spector-Verehrer, offenkundig begabt. Hoffnungsvolle Googlesuchen brachten indes angesichts des suchmaschinenfeindlichen Namens statt stichhaltigem Hintergrund nur abstruse Sekten hervor.

Mittlerweile hat das Duo Namen bekommen und sich eine kleine Zukunft aus dem Indie-Blog-Hype des letzten Jahres gebastelt: Im Juni haben Madeline Follin und Brian Oblivion ihr Debüt auf Lily Allens Columbia-Imprint In the Name Of veröffentlicht und begeben sich darauf erwartungsgemäß knietief in den zuckersüß-verhallten 60s-Girl-Pop-Sumpf.

Und verlaufen sich dort mitunter ganz gehörig, irren und flirren vorbei an Kult-Führern wie Peoples Temple-Gründer und Massen(selbst)mörder Jim Jones und Manson-Family-Anführer Charles, klingen bisweilen, als wollten sie den Barstuhl des todtraurigen Elliott Smith mit der knalligen Buntheit des nächsten Kaugummiautomaten kurzschließen und nach einer halben Stunde steht man selbst ein wenig verwirrt zwischen den Klangwänden.

Ein wenig mehr Abstand zum mysteriösen Auftakt hätte da sicher gut getan. Kurzerhand in die Schublade „One Hit Wonder“ mag man die beiden zwar nicht stecken – aber kultische Verehrung bedarf dann doch mehr gehaltener Versprechungen.

■ Mo, 15. 8., 21 Uhr, Molotow, Spielbudenplatz 5