„Hier sind die Hunde viel integrierter“

MODE Wenn das Fell nicht mehr genügt, schafft Sandra Zeiher Abhilfe: Sie verkauft Kleidung für Hunde. Ein Gespräch über Menschen, Tiere und ihre Liebe

■ Der Hund: 5,3 Millionen Hunde lebten im Jahr 2010 laut dem Industrieverband Heimtierbedarf in Deutschland. Sie fraßen Futter im Wert von 1,1 Milliarden Euro. Der Markt für den Hundeheimtierbedarf belief sich 2010 auf 155 Millionen Euro. 13,2 Prozent der deutschen Haushalte besitzen einen Hund, 16,3 Prozent eine Katze.

■ Der Mensch: Hundehalter sind kommunikativ, wohlhabend und mögen Wellness, stellt eine Studie von Sinus Sociovision fest. Die meisten besitzen einen Schäferhund, es folgt der Dackel.

■ Die Frau: Sandra Zeiher ist 44 und hat zwei Mischlinge. Die Literaturwissenschaftlerin betreibt einen Shop für Hunde in Berlin.

INTERVIEW JOHANNES GERNERT
FOTOS SONJA TRABANDT

taz: Frau Zeiher, Ihr Laden nennt sich „Shop für den modernen Hund“. Er liegt am Rande des Prenzlauer Bergs in Berlin, der für seine Macchiato-Mütter und deren Kleinkinder bekannt ist. Wenn man bei Ihnen am Schaufenster vorbeiläuft, könnte man denken, das seien Babyklamotten.

Sandra Zeiher: Es schießen hier oft Frauen rein, die rufen: So viel Kinderkleider! Wir sagen in solchen Fällen: Nee, ist für Hunde! Oh, machen die dann und sind ganz frustriert.

Strampler für Hunde. Befremdlich ist das schon.

Viele frieren einfach im Winter. Es geht darum, die Nieren zu schützen und die Bronchien. Klar braucht ein Husky keine Klamotte. Außer er ist krank, alt oder hat Haarausfall. Aber Yorkshire-Terrier haben kein Unterfell, wie sollen die sich schützen?

Sie sehen das praktisch, nicht modisch.

Die oberste Priorität ist die Passform. Wenn ein Hund darin nicht laufen kann, dann kann ein Teil von Ed Hardy sein und ich würde es nicht verkaufen. Auch Gucci oder Chanel haben übrigens Hundehalsbänder im Sortiment.

Machen das mittlerweile alle großen Modehäuser?

Nicht alle. Wir verkaufen viel von Alpha Industries, die stellen das angelehnt an die Menschenklamotten her. Es gibt Parkas für Männer mit Kapuzen. Genau das Gleiche gibt es für Hunde.

Jetzt im Sommer braucht aber kein Hund Kleidung, oder?

Die chinesischen Nackthunde haben kein Fell. Die müssen T-Shirts tragen, sonst kriegen sie einen Sonnenbrand.

Steht da etwas auf diesen T-Shirts?

Bodyguard. FBI. Oder Prinzessin. Irgendein netter Aufdruck. Manche sind einfach nur einfarbig.

Alpha Industries ist eine Klischeeklamotte. Man stellt sich einen bulligen Typen vor mit einer Bulldogge.

Die Alpha-Bekleidung kaufen nicht nur Leute, die selbst Alpha tragen. Unsere Ware ist nicht nur für kleine Hunde, wir sind kein Chihuahua-Shop wie viele dieser klassischen Hundeboutiquen. Rosa ist selten, aber wir bieten es an. Pink auch übrigens.

Und Leopard.

Ja, ja. Aber viele Kunden wollen einfach eine Klamotte, die schwarz ist. Kein Schnickschnack, keine Rüschen.

Welche Hundeklamotten gefallen Ihnen am besten?

Ich mag Jeansjacken, Kapuzensweater mit tollen Aufdrucken. Man versucht schon, seinen Style auf den Hund zu übertragen. Früher war es egal, ob eine Hundedecke grau oder schwarz war. Heute sagen die Leute: Wir haben aber eine braune Küche, da passt das doch gar nicht. Es ist eine sehr verkaufsintensive Ware. Man kann einem Hund nicht einfach einen Pulli überziehen.

Was macht er dann?

Es gibt Hunde, die beißen, die schnappen. Die wehren sich. Da muss man Vertrauen schaffen.

Wie denn?

Wir arbeiten mit Hundeleberwurst, ungewürzt, aus der Tube. Die kriegt so ein Hund vorher, damit man eine Beziehung aufbaut. Wir setzen ihn oft auf den Tisch zum Anziehen. Das ist für ihn eine Tierarzt-Situation. Da muss man sensibel sein.

Sie schenken diesen Tieren sehr viel Aufmerksamkeit.

Der Hund ist nicht mehr das Nutztier, das draußen im Hof Grund und Boden bewachen soll. Der Hund lebt mit uns. Hundebesitzer sind bereit, sehr viel Geld für ihn auszugeben. Hier um die Ecke ist ein Tierarzt. Viele kommen danach zu uns. Dann muss man sich die ganze Krankengeschichte anhören.

Was hören Sie da so?

Sehr verbreitet ist bei älteren Hunden Krebs. Möpse und Bulldoggen haben oft Nasenprobleme. Die Nasen wurden immer kürzer gezüchtet. Am Ende konnten sie kaum noch atmen. Deshalb schnarchen sie so laut. Die Züchter versuchen jetzt wieder gesündere Nasen zu bekommen. Wenn ein Mops Milben hat, verliert er häufig sein ganzes Fell. Dann muss er etwas anziehen, sonst kratzt er sich alles auf.

Waren Ihre eigenen Hunde schon krank?

Ich hatte eine Hündin, die hatte einen Mastzellentumor. Trotz sehr schlechter Prognose hat sie noch vier Jahre gelebt. Sie hieß Lotta. Dieser Pudelmischling hier heißt Paula, die ist zwei, und das da ist Emma, ein Jahr.

Die Namen klingen, als wären es Kinder von nebenan.

Meine Hunde sind auch Kinderersatz, ganz sicher. Das ist ein bewusst unerfüllter Kinderwunsch. Ich wollte nie welche. Aber sie ersetzen das jetzt schon ein Stück. Man kann ja zu Dingen stehen, die man tut.

Unterm Tisch knurrt Paula.

Sind Hundebesitzer einsame Menschen?

Ich bin nicht einsam, ich lebe eben gerne mit Hunden. Der Verantwortung für ein Kind wäre ich nicht gerecht geworden. Aber einen Hund hat man ja nur zehn, fünfzehn Jahre.

Einer Studie zufolge haben Reiche eher Jagdhunde, Konservative Schäferhunde, die Mittelschicht Dackel.

Man kauft sich am besten einen Hund, der zu einem passt. Ein Mops braucht nicht viel Auslauf. Das ist ein gemütlicher Familienhund. Ich will immer viel laufen, das würde einen Mops wahrscheinlich ankotzen.

Wie teuer waren Ihre Hunde?

Emma ist ein Tibetterriermix und hat 150 Euro gekostet. Paula ist ein Pudelmix, zweieinhalb Jahre alt, und hat siebzig Euro Schutzgebühr gekostet. Als ich erfuhr, dass meine Pudeldame Lotta Krebs hat, habe ich vier Jahre lang einen Klon gesucht und dann endlich Paula gefunden. Lotta und Paula haben über ein Jahr zusammen gelebt, dann ist Lotta verstorben. Sie haben mich noch gar nicht gefragt, ob Hundebesitzer einen Knall haben.

Und?

Das fragt man sich doch, oder? Die Liebe kann sehr groß sein. Ein Hund ist loyal. Er liebt mich bedingungslos. Ich hatte zu meiner Hündin eine sehr, sehr starke Verbindung. Ich musste sie nur angucken, dann wusste sie, was ich denke. Jeder Nicht-Hundebesitzer hat zu mir gesagt: Du spinnst doch.

Wie sind Paula und Emma ausgestattet?

Paula ist ein sehr zarter Hund, sie friert schnell und bekommt jeden Winter Kleider für 250 bis 300 Euro. Wenn ich einen Pulli hole, kommt sie mir schon entgegen. Hunde kriegen ja Bestätigung auf der Straße, wenn sie etwas anhaben: Och, wie süß. Emma kaufe ich ab und zu neue Halsbänder, für 100 bis 150 Euro im Jahr. Was sie persönlich aber nicht sonderlich interessiert.

Reden Sie mit Ihren Hunden?

Ich rede mit meinen Hunden den ganzen Tag.

Worüber?

Über alles. Man spricht sie an, komm her, warte mal. Ich erzähle ihnen natürlich nicht meine Probleme und ich diskutiere auch nicht mit ihnen.

Manche Hunde werden mittlerweile zu Therapiezwecken eingesetzt, für schwer erziehbare Jugendliche.

Finde ich super. Sie lernen so verantwortliches Handeln. Die Kommunikation mit Hunden funktioniert über Vertrauen. Hunde können der Seele guttun, wenn es der Mensch zulässt. Es werden ja auch oft Hunde bei demenzerkrankten Menschen eingesetzt.

Eine junge Frau im blasslila Sommerkleid kommt vorbei, überm Arm eine Handtasche. An der Leine: Coco, eine Mischung aus französischer Bulldogge und russischem Toyterrier, noch kein halbes Jahr alt. Sandra Zeiher streichelt Coco: Hallo, Mausi, du magst mich, obwohl wir so viele Klamotten anprobiert haben.

Die junge Frau: Ich war hier gestern schon mal und habe für Coco zwei Regenmäntelchen gekauft. Ich hätte nie gedacht, dass ich meinem Hund mal Klamotten kaufe, weil ich da nicht so drauf steh und eher einen Wald-und-Wiesen-Hund wollte.

Wofür braucht ein Hund eine Regenjacke?

Sandra Zeiher: Wenn sein Fell nass wird, fängt er an zu frieren.

Und zu stinken.

Hunde stinken eigentlich nicht. Sie haben Schweißdrüsen nur an den Pfoten. Stinken tun sie nur, wenn sie sich irgendwo wälzen.

Die junge Frau: Coco hat keine Unterwolle. Wenn abends der Wind geht, zittert sie sich einen ab und hat Angst. Dann habe ich ihr ein Regenmäntelchen gekauft, ein schwarzes abgestepptes, mit Fell drauf, mit Nähten, und ein süßes gelbes. Das schwarze Mäntelchen hat dreißig Euro gekostet, das gelbe einen Fünfer.

Sandra Zeiher: Ein bisschen ist das auch ein Hundetreff hier.

Die junge Frau: Ich habe den Hund immer bei mir. Wenn ich in Geschäfte gehe, habe ich sonst Panik, dass sie ein Pfützchen hinmacht. Wenn hier mal ein Pfützchen passiert, ist es kein Problem.

Warum heißt Coco Coco?

Die Frau: Ich fand den Namen ganz süß und habe ihr als Nachnamen Krawalli gegeben.

Sandra Zeiher: Man merkt schon, dass das intensive Beziehungen sind.

Ist Coco auch ein Kinderersatz? Da will ich jetzt nicht so drauf eingehen. Sie ist halt eine Partnerin an der Seite, schläft bei mir im Bett, begleitet mich jeden Tag. Heute Nacht mussten wir zum Notdienst. Coco hatte Kaffeesatz gegessen. Das war ein kleines Drama. Da war ich bei einem alkoholisierten Homöopathen. Der hat sie gar nicht untersucht, hat ihre Pfote hochgenommen, hat ihr eine Spitze gesetzt, mir einen Hunderter abgenommen und das war’s. Das hätte ich mir auch sparen können.

Sandra Zeiher: Und wie hat sie aufs Kaffeepulver reagiert?

Die Frau: Das war zum Glück schon durchgelaufen, also kein frisches. Sie hat kurz einen Zitteranfall bekommen beim Arzt.

Sandra Zeiher: Vor zwei Wochen hat der Hund eines Freundes einen Schaschlikspieß geschluckt. Wir waren die ganze Nacht in der Tierklinik, zwei Röntgenbilder, sechzig Euro. Danach hat er den Spieß einfach rausgekotzt. Hätte er das nicht vorm Röntgen machen können?

Sandra Zeiher: Übrigens, ich habe drei französische Bulldoggen. Retronasen. Gern weitererzählen, vielleicht findet sich jemand.

Die Frau: Okay, weiß ich Bescheid. Wir sind dann mal weg!

Das ist aber nicht selbstverständlich, dass man den Hund ins Bett lässt, oder?

Die eine schläft bei mir im Bett, die andere darunter. Wenn der Hund sich zu breit macht, sag ich ihm das. Wie meinem Freund.

Schlafen auch die Bulldoggen im weniger feinen Bezirk Neukölln in den Betten?

Glaube ich nicht. Ich würde da auch keinen Doggieshop aufmachen wollen. Da würde ich mich nicht aufgehoben fühlen.

So einen Laden gibt es nicht in Neukölln?

Es gibt eh nicht so viele Hundeläden in der Stadt, eher diese kleinen Boutiquen. Koko von Knebel sitzt neben dem Friseur Udo Walz. Die hat auch auf Sylt und auf Mallorca Filialen. Preislich ist das eine ganz andere Geschichte als bei uns, bei ihr gibt es Hundetaschen für 700 oder 800 Euro. Koko von Knebel verkauft sogar Hundechampagner, das ist ganz besonderes Wasser.

Machen Sie im Doggieshop nicht.

Ich verkaufe nur Sachen, wo ich selbst einen Sinn darin sehe. Die Grenzen sind Stachelhalsbänder oder Erziehungshilfen, die ich nicht nachvollziehen kann. Elektroschocker für Hunde. So etwas gibt es ja wirklich. Was dem Hund unangenehm ist, verkaufe ich nicht.

Champagner ist aber doch nicht unangenehm.

Es ist ja nur spezielles Wasser. Aber da geht es um Luxus. Bei mir sind die Hunde eher praktisch orientiert.

Apropos Luxus. Die medienprominente Paris Hilton trägt ihren Chihuahua auf Fotos wie einen Diamanten.

Wie Männer sich tolle Autos kaufen, legen manche Frauen sich Hunde zu, als Statussymbol, als Accessoire. Die Hundetasche muss dann zum Outfit passen. Wenn der Hund so nur noch in Taschen rumsitzen kann, ist das natürlich Scheiße. Zurzeit ist der French Bully sehr in Mode. Wahrscheinlich weil er so niedlich aussieht. Die meisten haben Milben, Hautmilben.

Das passt gar nicht zu den schönen Hochglanzfotos.

Jedes Jahr gehen wir auf die Rassehundemesse. Es geht nur darum, sich selbst mit seinem Hund aufzuwerten, alle überzüchtet. Als Tierbesitzerin würde ich da nie hingehen, als Händlerin muss ich.

In Ihrem Kiez nimmt man die Hunde viel weniger wahr als im nicht ganz so gentrifizierten Neukölln. Liegt das vor allem daran, dass der Hundekot hier weggemacht wird?

In Neukölln gibt es vor allem Stafford-Terrier, Bulldoggen, die laufen meist an der Leine. Hier sind die Hunde viel integrierter, weil sie fast alle ohne Leine laufen. Ja klar, und dann eben der Hundekot.

Man kann die Gentrifizierung auch am Hundekotbeutel diskutieren.

Es gibt in Prenzlauer Berg wahnsinnig viele Mütter, die sehr behutsam sind, die wollen nicht, dass über Hundekot Krankheiten übertragen werden. Vielleicht ist es deshalb sauberer.

Es gibt ganz schön viele Beutel bei Ihnen.

Wir haben bestimmt zehn Sorten, normale aus Polyethylen, aber auch welche aus Maisstärke, die sind leichter abbaubar. Wir verkaufen jeden Monat 100.000 Stück, bundesweit, an Städte, Hotels, Campingplätze. Der Hundehalter steht da in der Verantwortung. Man will nicht ständig aufpassen, wo man hintritt.

Und bei dreißig Grad riecht es übel. Gehen Biobeutel im Prenzlauer Berg besonders gut?

„Man versucht schon, seinen Style auf den Hund zu übertragen“

SANDRA ZEIHER

Sie gehen immer besser. Der Beutel baut sich in vierzig Tagen ab und der Kot auch.

Kot aufsammeln ist kein Vergnügen.

Nein. Ich hätte auch Probleme, den Hundekot von jemand anderem wegzumachen. Was mein Hund frisst, weiß ich.

War es eine Überwindung am Anfang?

Die Hundekotbeutel kamen als Thema erst vor drei oder vier Jahren. Anfangs fand ich das schon unangenehm. Wenn ich im Park bin und mein Hund macht ins Gebüsch, krieche ich nicht hinterher. Wir hatten vier Welpen. Da hat einer irgendwohin gekackt. Das habe ich schnell aufgegeben. Ich kann jetzt nicht die ganze Wiese durchgrasen, um einen Hamsterköttel aufzuheben. Den Gehweg schon. Und man weiß ja auch als Hundebesitzer, wann sie kacken. Ich fahre deshalb morgens immer in den Park, eine Stunde.

Ist es auch eine Frage der Konsistenz, ob man es wegmacht?

Na gut, wenn mein Hund Durchfall hat, hebe ich es nicht auf. Ich glaube nicht, dass irgendein Hundebesitzer sich hinstellt und das zusammenkratzt. Da kann man schon guten Gewissens sagen: jetzt nicht.

Selbst im Prenzlauer Berg.

Ja. Die meisten Hundebesitzer bringen ihren Hunden auch bei: Wenn du kacken musst, dann an der Seite oder im Gebüsch.

In München, wo Sie aufgewachsen sind, ist Hundekot nachrichtlich weniger präsent.

Es gibt dort weniger Hunde und sie sind weniger auffällig. Sie gehören nicht zum Stadtbild, man trifft sie eher in Parks oder in Hundeauslaufgebieten. In München darf man sowieso nichts fallen lassen. Da kontrollieren sich alle ständig gegenseitig. Wenn du was hinschmeißt, hast du gleich fünf Bayern am Hals.

In Berlin ist Hundekot dagegen das Topthema.

Es gab mal eine Umfrage in einer Tageszeitung. Berliner stören sich am meisten am Lärm, dann kam schon Hundekot.

Sie fühlen sich nicht schuldig? Ich schenke jeden Tag 1.000 Hundekotbeutel her, über die Gratisspender vor meinem Laden. Eindeutig: nein.

Angefangen haben Sie vor mehr als sechs Jahren mit einem Onlineshop.

Ich wollte einfach nur eine Website ins Netz stellen, eine Quatschseite über Hunde. Ich habe Hundematratzen genäht und sie angeboten. Es kamen Nachfragen nach anderen Dingen. Spielzeug, Snacks. Latexbälle, Quietschis. Dann habe ich einen Laden eröffnet. Ich hatte ursprünglich Friseurin gelernt, dann das Abitur nachgemacht, um in Berlin Neuere Deutsche Literatur zu studieren.

Hundefriseurin zu werden, haben Sie nie überlegt.

Nein, also wirklich nicht.

Welche Rolle spielt der Hund in der deutschen Literatur?

Eigentlich nicht so eine große, oder? Habe ich mich nie mit beschäftigt. Mich hat eher feministische Literatur interessiert. Ich würde mich auch nicht als Hundeliebhaberin bezeichnen. Ich lebe nur gern mit Hunden. Anders als Loriot: Seine Möpse gehören zu ihm. Er trägt die Liebhaberei nach außen.

Möpse sollen lustig sein.

Sie sehen zumindest lustig aus.

Welches war Ihr erster Hund?

Ein Langhaardackel. Er hieß Tappsi. In Berlin hatte ich immer Mischlinge. Wir tauschen hier oft Hunde, in der Hundeszene. Für mich ist es wichtig, Menschen zu haben, die ich anrufen kann und fragen: Kannst du mal meine Hunde nehmen? Man ist als Hundebesitzer auch mal froh, keinen Hund zu haben. Mal ins Kino gehen zu können.

Das ist wie mit den Kinderbesitzern.

Genau. Es ist schon meine Leidenschaft auch, ich mag einfach Hunde. Ich hätte keinen Katzenladen gemacht.

Gibt es Hundedessous?

Es gibt Hundeschutzhosen für Hündinnen, wenn sie ihre Tage haben. Die waren früher sehr hässlich. Jetzt gibt es schicke, manche im Seemannslook, gestreift, andere mit Rüschen. Schon dessousmäßig angehaucht. Wir haben auch Schutzhosen aus Samt, die am Hundepo eine Tatze aus Strass haben.

Eine zunehmende Sexualisierung der Hundebekleidung beobachten Sie aber nicht.

Das würde ich nicht so sehen.

Johannes Gernert, 31, ist sonntaz-Redakteur. Er mag Katzen

Sonja Trabandt, 33, ist freie Fotografin und hatte einen Rottweiler