hamburger szene
: Elbe-Obst

Für frisches Obst geht man auf den Wochenmarkt. Für frisches Obst – dralle Beeren, saftiges Fleisch, feste Gurken, knackiges junges Gemüse. Und seit einiger Zeit auch für frischen Kaffee.

Das mit dem frischen Kaffee hat seinen Aufschwung erhalten, als der Pastamann sich eine Werbeaktion ausdachte, die seine Kunden beim Kauf von Nudeln mit einem Kaffeegutschein ausstattete. Seitdem sind vor allem seine Kundinnen beim Kaffeemann aus Barbados und der Pastamann sitzt daneben, damit er noch was von ihnen hat. Reggaebässe durchfluten den ansonsten sonnendurchfluteten Marktplatz, die Frauen scharen sich um die Röstmaschine und den duftenden Kaffee, und der lustige Kaffeemann hat ordentlich zu tun.

Ärgerlich für mich, denn ich werde am Obststand zurückerwartet. „Mach mir einen milchigen Kaffee“, sage ich also bestimmt und erkenne, dass nicht nur Frauen vom Kaffeemann angezogen werden, sondern auch schmierige alte Männer von den Frauen angezogen werden, die vom Kaffeemann angezogen werden. Und die reden mit dem Kaffeemann über die rassigen Frauen auf Barbados und so schmierige Männerthemen. So ein schmieriger alter Herr betrachtet mich aufdringlich. Er braucht auch nicht lange, um zu bemerken, dass ein Träger meines Trägerkleides rutscht. Was wohl passieren würde, falls der andere Träger auch noch fiele, fragt er sich und mich laut, und da kommt ihm der Schürzenaufdruck auf meiner Obstverkäuferschürze gerade recht: Elbe-Obst. Elbe-Obst, nackte Brüste, nackte Melonen – und ich bin fertig.

Hoffentlich kommt er mal bei mir einkaufen, da bin ich beim Gemüsestand. Dann finde ich garantiert eine schlaffe Gurke, einen müden Lauch oder eine runzlige Karotte für ihn.REBECCA CLARE SANGER