Syphilis liebt Berlin

Nirgendwo in Deutschland ist die Zahl der Infektion mit der Geschlechtskrankheit höher als in der Hauptstadt

In Berlin stecken sich mit Abstand die meisten Menschen in Deutschland mit der Geschlechtskrankheit Syphilis an. Nach einer Analyse des Robert-Koch-Instituts (RKI) wurden 2006 in der Stadt 16,8 Erkrankungsfälle pro 100.000 Einwohner gemeldet – der Bundesdurchschnitt liegt lediglich bei 3,8 Fällen. Zweiter Spitzenreiter nach Berlin ist der Stadtstaat Hamburg mit 7,5 Fällen pro 100.000 Einwohner. Die Krankheit breitet sich vor allem in der Schwulenszene aus.

Die Syphilis-Infektionszahlen haben sich in Deutschland seit dem Beginn der Meldepflicht im Jahr 2001 nahezu verdoppelt. Wurden 2001 bundesweit zunächst 1.697 Fälle registriert, waren es 2006 genau 3.147, teilte das RKI gestern mit. Hohe Infektionsraten sind regional unterschiedlich verteilt und bleiben ein Phänomen der größeren Städte. Die wenigsten Fälle wurden aus Flächenländern wie Schleswig-Holstein, Brandenburg und Thüringen gemeldet. Unbehandelt führt Syphilis im Frühstadium zu Hautgeschwüren, im Spätstadium kann die Krankheit unter anderem eine Hirnhautentzündung und Demenz auslösen.

73 Prozent aller Syphilis-Infektionen treffen nach RKI-Angaben Männer, die ungeschützten Sex mit Männern haben. Das Ansteckungsrisiko liege bei Homosexuellen 200- bis 300-mal höher als bei heterosexuellen Kontakten, heißt es. Erneute Infektionen sind auch nach einer Antibiotika-Therapie möglich – und kommen immer häufiger vor. Bei einer akuten Syphilis können ferner HI-Viren leichter übertragen werden. Bei heterosexuellen Kontakten finden sich viele Infektionen im Prostituierten- und Drogenmilieu. dpa