… die Gullydeckel?
: Leise verschwinden

Fast könnte man mit den Berliner Autofahrern Mitleid bekommen. Seit Monaten schon müssen die Halter von übergewichtigen Karossen hinterhältige Brandanschläge fürchten, bloß weil mancher die Limousine als Inbegriff ungerechter Globalisierung versteht und ihren Anblick daher nicht erträgt. Hundert hat’s jetzt bald erwischt, ein Ende ist nicht in Sicht.

Nicht darin eingerechnet sind die jüngsten Opfer der rauchlosen, aber nicht minder arglistigen Strategie derer, die es vorziehen, statt an der Wahlurne am Reifenventil Luft abzulassen.

Und jetzt auch noch das: Selbst wenn der Berliner Autofahrer frühmorgens vergnügt feststellt, dass sein Wagen noch steht und sogar die Reifen prall gefüllt sind, ist ihm eine geruhsame Stadtfahrt noch lange nicht gewiss.

Denn seit dem Wochenende tun sich auf den Straßen Schlaglöcher der besonders gefährlichen Art auf. Gullydeckel-Klauen heißt der neueste Trend. Gleich zehn waren am Sonntagmorgen nicht mehr dort, wo sie sich am Vorabend noch befunden hatten. Ein Opfer gab es schon: Im Märkischen Viertel blieb ein Fahrer mit dem Vorderrad in einem offenen Schacht hängen.

Eine Tat von Besoffenen oder abermals politische Zeichensetzung? Wohl eher Letzteres. Ein einziger Deckel wiegt nach Angaben der Berliner Wasserbetriebe rund 80 Kilogramm. Ein Trunkenbold wäre damit wohl nicht weit gekommen, wenn er nicht gleich ins Loch gefallen wäre. Doch noch fehlt vom Diebesgut jede Spur. Mutig muss sein, wer sich jetzt einen Neuwagen anschafft. VM FOTO: ARCHIV