Zum Geburtstag eine Klatsche

Das Landgericht stoppt die Vergabe des Gasnetzes

Von STEFAN ALBERTI

Das war keine gute Art, 50 zu werden. Ausgerechnet an diesem Geburtstag und nur zwei Tage vor seiner Wahl zum neuen Regierungschef hat Michael Müller bei der Gasag-Klage eine seiner größten Schlappen als Senator erlitten. Das Landgericht bescheinigte ihm und dem Finanzsenator, was der Grünen-Abgeordnete Schäfer treffend so verkürzte: „Müllers vermasselt die Bewerbung, Nußbaum das Vergabeverfahren.“

Beim – aus Müller-Sicht – verlorenen Volksentscheid zum Tempelhofer Feld lautete der zentrale Vorwurf, er und seine Verwaltung hätten zu wenig von der Kritik an den Bebauungsplänen aufgenommen. Auch bei der Vergabe der Energienetze hat Müller offenbar zu sehr sein Ding durchgezogen. Denn Kritik hatte das Verfahren begleitet.

Spannungen vor der Wahl

Dass Rücktrittsforderungen nun nicht ihn, sondern den Finanzsenator treffen, liegt allein daran, dass Nußbaum am Donnerstag sowieso geht und so eine gute Zielscheibe abgibt. Dabei ist Müller mindestens genauso verantwortlich für die Niederlage vor Gericht. Doch den neuen Regierungschef konnte die CDU schlecht öffentlich kritisieren – jedenfalls nicht, ohne die Koalition schwer zu belasten.

Müllers Wahl zum Wowereit-Nachfolger am Donnerstag ist deshalb nicht gefährdet. Abzuwarten bleibt aber, ob Müller nach dieser Klatsche alle Stimmen der CDU-Fraktion bekommt. Für ihn selbst hat dieser Tiefpunkt zum 50. bloß ein Gutes: Es kann nur besser werden als Regierender Bürgermeister.