heute in bremen
: Neues Leben aus alten Säcken

Ein Projekt der Universität Bremen wird als „ausgewählter Ort“ im „Land der Ideen“ geehrt

taz: Welcher Ort an der Uni wird da heute genau ausgezeichnet?

Hartmut Koehler, Zentrum für Umweltforschung und -technologie der Uni Bremen: Unsere Forschungs- und Demonstrationsfläche, die das Forschungsprojekt „Revitalisierung“ zeigt.

Was wird da genau revitalisiert?

Es geht um die Bekämpfung der Ausbreitung von Wüsten. Wir haben die Technologie „ReviTec“ entwickelt, um Bodenverlusten in unterschiedlichen Geländetypen effektiv entgegenzuwirken und die ökologischen Dienstleistungen wiederherzustellen. Dazu benützen wir gebrauchte Kaffeesäcke, die wir mit Kompost und anderen Bodenhilfsstoffen füllen. Die Säcke dienen als Erosionsschutz, ihr Inhalt soll das Bodenleben anregen und das Oberflächenwasser sammeln. Die Bodenzerstörung selbst ist ja menschengemacht – und betrifft oftmals vor allem Frauen.

Warum?

Männer aus ländlichen Regionen in Afrika beispielsweise verlassen oftmals ihre Gemeinden – um als Umweltflüchtlinge in Europa anzulanden. Die Frauen hingegen bleiben da – und betreiben auch die Landwirtschaft weiter. Sie sind deshalb unsere Ansprechpartnerinnen vor Ort.

Und wo werden diese Kaffeesäcke aus Bremen ausgebreitet?

Zunächst einmal auf dem Sand- und Bauschutthaufen hier an der Wiener Straße. Außerdem haben wir derzeit ein Pilotprojekt auf Mallorca, wo wir einen Steineichenwald wiederherstellen wollen. Weitere Projekte an besonders erosionsgefährdeten Orten in Ägypten und Kamerun sind geplant, gemeinsam mit Partner-Universitäten.

Fragen: Jan Zier