Nicht kriminell, aber eingesperrt

betr.: „Grünau kann schließen“, „Mehr Platz im Kerker“

„Grünau kann schließen“, das ist genau auch meine Meinung, denn ich gehöre zur „Initiative gegen Abschiebehaft“. Das ist eine Gruppe von Leuten, die es für Menschenrechtsverletzung halten, wenn Personen, die nicht kriminell sind (einziges „Delikt“: ein fehlendes Papier), der Freiheit beraubt, am Rande der Stadt eingesperrt werden.

Verbesserte Haftbedingungen gibt es zweifellos, z. B. als große Erleichterung bei Besuchen, dass man in einem Raum dem Inhaftierten wie einem zivilen Menschen am Tisch gegenübersitzen kann; denn jahrelang gab es vorher dafür Zellen Nr. 1–13, wo man als Besucher zu warten hatte, bis der jeweilig Diensthabende Zeit fand, die gewünschte Haftnummer zu holen und in die gegenüberliegende Zelle einzuschließen; dicke, dichte Glasscheiben dazwischen erschwerten Kontakt und Verständigung. Leider ist nicht zu übersehen, dass nach wie vor manches der viel zitierten, angeblich unantastbaren „Würde des Menschen“ widerspricht, z. B. beim Arzt wie ein Schwerverbrecher vorgeführt zu werden – in Handschellen gefesselt. Und dass bei Abschiebung, deren rigorose Handhabung von unbeteiligten Fluggästen als schockierende Menschenrechtsverletzung empfunden wird. ELISABETH VON HEIDENFELD

Die Redaktion behält sich Abdruck und Kürzen von LeserInnenbriefen vor. Die veröffentlichten Briefe geben nicht unbedingt die Meinung der taz wieder.