Lesezeitverzögert

CHARLOTTE ROCHE Ihr Stiefvater nimmt Anstoß an einer realitätsnahen Unfallszene in „Schoßgebete“

Eh klar, dass auf Charlotte Roches „Schoßgebete“ noch etwas folgen würde. Bisher hat es sachliche Literaturkritiken gegeben, positive (FAZ, Tagesspiegel, taz, Zeit) und Verrisse (SZ, Berliner Zeitung). Außerdem gab es zwei große Roche-Interviews, das im Spiegel nach dem Motto: Ich hau hier mal alle meine Psychoprobleme raus. Und das im Zeit-Magazin zusammen mit Interviewerin Jana Hensel, offenbar mit dem Vorsatz: Schaut, wie souverän uncool und direkt wir über Sex reden können!

Jetzt, mit ein paar Tagen Lesezeit Verzögerung, folgen die absehbaren Skandalisierungen. Ulrich Busch, der vierte Ehemann von Charlotte Roches Mutter Liz Busch, ist entsetzt über die Szenen, in denen ein traumatisierender Autounfall geschildert wird – offenbar sehr direkt angelehnt an einen tatsächlichen Unfall vor zehn Jahren, bei dem Charlotte Roches Bruder William und ihre Halbbrüder David und Dennis starben. Ulrich Busch zu stern.de: „Ohne Rücksicht, Skrupel und Respekt wird das Familienunglück zur Schau gestellt und vermarktet.“ Und Alice Schwarzer, die im Buch mit Klarnamen und als feministisches Über-Ich auftaucht, bezeichnet auf ihrer Homepage in einem offenen Brief Charlotte Roches Buch als „verruchte Heimatschnulze über Sex & Liebe“. Nun ja, wir werden weiter berichten. DRK