LESERINNENBRIEFE
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Perspektivlosigkeit wird vertieft

■ betr.: „Das Problem ist die Bandenkultur“, taz vom 12. 8. 11

Erhöhung der Polizeipräsenz, Genehmigung des Einsatzes von Wasserwerfern und Tränengas, Verurteilungen im Schnellverfahren und Einschränkungen des Mobilfunks und der sozialen Netzwerke – wehe dem, der hier Parallelen zieht! Es steht außer Frage, dass Kriminalität zu verurteilen ist. Interessant sind deshalb gerade die Reaktionen der Regierung. Ob diktatorisches oder demokratisches System – die Erklärungs- und Handlungsansätze ähneln sich erschreckend. Alles nur eine Frage der Definition?

Gesellschaften mit hoher Jugendarbeitslosigkeit müssen sich zwangsläufig mit deren Frustration auseinandersetzen und endlich umdenken. Wem nützt es, die Jugendlichen pauschal als kriminell, schlecht erzogen und gewaltbereit abzustempeln und für sechs Monate einzusperren? Schlimmstenfalls verstricken sie sich noch tiefer in kriminelle Netzwerke, bestenfalls sind sie danach vorbestraft. Das wird weder die Frustration noch die Perspektivlosigkeit der Jugendlichen aufheben, sondern sogar noch vertiefen.

Viel sinnvoller wäre es aus pädagogischer Sicht, die Jugendlichen zu Aufräumarbeiten im Sinne von Sozialstunden heranzuziehen, auch als Wiedergutmachung für die Betroffenen. Im Dienst für die Gemeinschaft kann auch Gemeinschaftsgefühl entstehen, und wer sich als Teil der Gemeinschaft erlebt, wird deren Regeln akzeptieren. Hiermit sind nicht diejenigen gemeint, die in voller Absicht Menschen brutal zusammenschlagen oder überfahren, sondern diejenigen, die ihrem Unmut mit den derzeitigen Verhältnissen Ausdruck verleihen, mit den Mitteln, die ihnen zu Verfügung stehen. Wer fragt nach den Ressourcen dieser Jugendlichen, die sie in die Gesellschaft einbringen können? Wer sucht nach ihrem Potenzial und fördert es? Wer gibt ihnen die Gewissheit, dass sie mit demokratischen Mitteln etwas bewegen können? Solange das nicht passiert, kann sich nicht nur Großbritannien auf weitere Krawalle einstellen. Daran werden weder die Polizeipräsenz noch die Haftstrafen etwas ändern.

NADJA ATEIA, Regensburg

Härte gegen Banken & Co.

■ betr.: „Die Logik der Randale“, taz vom 12. 8. 11

Die Schärfe, Härte und die Entschlossenheit, mit der britische PolitikerInnen gegen die Krawalle vorgehen, hätte ich mir gegenüber Banken und anderen systemtragenden Organisationen gewünscht. Der Schaden der RandaliererInnen ist wohl vergleichsweise gering gegenüber dem, was diese Institutionen global angerichtet haben, anrichten und wohl weiterhin anrichten werden. PETER HEIL, Kiel

Mit gutem Beispiel voran

■ betr.: „London außer Rand und Band“, taz vom 10. 8. 11

Als Engländer sage ich nur eins: Solange wir in einer „Nimm so viel, wie du kannst, solange du ungestraft davonkommst“-Gesellschaft leben (Take as much as you can for as long as you can get away with it), sprich Banker ihre Boni, Abgeordnete ihre Spesen usw., dürfen wir uns nicht wundern, wenn die perspektivlosen Unterschichten diesem Beispiel folgen. ROY KIFT, Düsseldorf

Sachsen-Polizei macht Angst

■ betr.: „Nach Hausdurchsuchung: Jetzt gibt’s Emotionen“,taz vom 12. 8. 11

Stimmt, vor der sächsischen Polizei bekomme ich Angst. Bin ich vor ihr in Hessen sicher, oder muss ich woanders hinziehen?

BEATE BARBARA REITZ, Frankfurt