Tesla bekommt Schalldämpfer

Der Senat kündigt dem „Labor für mediale Künste“ zum Jahresende den Etat und die Räume im Podewil. Dort soll ein Puppentheater einziehen. Künstler kritisieren die Entscheidung als kurzsichtig

Das Tesla bewegte sich im Grenzbereich zwischen Kunst und Wissenschaft

VON NINA APIN

Im Podewil sollen künftig Puppen tanzen statt Schallwellen rauschen. So will es zumindest die Hausherrin des Podewilschen Palais an der Klosterstraße, die landeseigene Kulturprojekte Berlin GmbH. Am Dienstag beschloss der Aufsichtsrat der Gesellschaft, das Podewil zu einem „Haus der kulturellen Bildung“ umzuwidmen. Man prüfe derzeit unter anderem die Möglichkeit, das Puppen- und Figurentheater „Schaubude“ ins Haus zu holen, hieß es aus der Senatskanzlei. Für das Medienkunstzentrum „Tesla“, das seit 2005 im Auftrag der GmbH das Podewil bespielt, bedeutet diese Entscheidung das Aus: Ihr Mietvertrag für die Räume in der Klosterstraße, der Ende 2007 ausläuft, wird nicht verlängert.

Auch der rund 500.000 Euro umfassende Jahresetat, mit dem das Tesla im Auftrag der GmbH experimentelle Medienkunst produzierte und zeigte und eine Radiostation betrieb, soll künftig Projekten im Bereich kultureller Bildung zugute kommen. Die Kulturprojekte Berlin GmbH, die unter anderem die Festivals Transmediale und Tanz im August veranstaltet und ebenfalls im Podewil residiert, wird im Gebäude bleiben. Für das jährlich stattfindende Medienkunstfestival Transmediale wird das Haus weiterhin als ein Austragungsort zur Verfügung stehen. Die Unterbringung des prestigeträchtigen Events kostet den Senat keinen Cent: Die Transmediale wird komplett aus Bundesmitteln finanziert.

Der Wechsel von der Medienkunst zum Kasperltheater folgt einer Vorgabe des Koalitionsvertrags, der die Kulturvermittlung an Kinder und Jugendliche als Schwerpunktthema definierte. Die Podewil-Entscheidung bezeichnete Diedrich Wulfert, Sprecher der Senatskanzlei, als Teil eines „konzertierten Angriffs“ von Kultur- und Bildungsverwaltung. Das Tesla habe in den zweieinhalb Jahren seines Bestehens wertvolle Arbeit geleistet, betonte er.

Trotzdem sei die Kündigung auch eine Konsequenz aus den mangelnden Auslastungszahlen und der „nicht ausreichenden öffentlichen Resonanz“ des Labors für mediale Künste. Lediglich 5.500 zahlende Besucher habe das Tesla in zweieinhalb Jahren verzeichnen können, so Wulfert. Darum hätte jede Eintrittskarte mit durchschnittlich 231 Euro pro Besucher subventioniert werden müssen. „Recht viel Geld für eine öffentlich geförderte Einrichtung“, findet der Senatssprecher.

Der Schwerpunkt des Tesla lag freilich nicht auf der Durchführung rentabler Veranstaltungen, sondern auf der Produktion und Erforschung im Grenzbereich zwischen Kunst und Wissenschaft. „Wir haben es geschafft, in 18 Monaten Spielbetrieb einen international vernetzten experimentellen Standort aufzubauen“, sagt Carsten Seiffarth vom Tesla. Dass die ohnehin bescheidenen Senatsmittel dem Projekt entzogen werden, sei ein schmerzhafter Einschnitt für die frei arbeitenden KünstlerInnen der Stadt.

Seiffarth hält die neue Prioritätensetzung des Senats für kurzsichtig. „Man kann doch nicht Geld in Kunstvermittlung pumpen und gleichzeitig der Entstehung neuer Kunst den Nährboden entziehen“, sagt er. Und weist darauf hin, dass in der Koalitionsvereinbarung nicht nur die Rede von mehr kultureller Bildung ist, sondern auch von der Förderung des Kreativstandorts Berlin. „Die Stadt ist in der Pflicht, kulturelle Basisarbeit zu fördern.“ Er und seine Kollegen von Tesla wollen aber erst einmal abwarten, bis der Politikbetrieb aus der Sommerpause zurück ist: Noch ist das Ende von Tesla nicht endgültig – der Beschluss des Aufsichtsrats muss noch den Haushaltsausschuss passieren.