Berlin baut um und an

NEUE NATIONALGALERIE Am 31. Dezember ist erst einmal für längere Zeit Schluss

Am Mittwoch, den 31. Dezember ist Schluss. Eigentlich. Dann wird die Berliner Neue Nationalgalerie, die seit 46 Jahren ununterbrochen in Betrieb ist, ausgeräumt. Baufreimachung nennt sich das, für die Generalinstandsetzung des Mies-van-der-Rohe-Baus durch das Architekturbüro David Chipperfield. Nach dem letzten Öffnungstag tritt dann allerdings die Band Kraftwerk noch einmal vom 6. bis zum 13. Januar in der oberen Halle des Gebäudes auf. Entsprechend der Chronologie ihrer acht Alben wird sie acht Konzerte in Folge geben. Mit dieser (längst ausverkauften) Konzertreihe wollen Udo Kittelmann, Direktor der Nationalgalerie der Staatlichen Museen zu Berlin, und Joachim Jäger, Leiter der Neuen Nationalgalerie, an die Zeit des großen künstlerischen Umbruchs um 1970 erinnern. Denn die Errichtung der Neuen Nationalgalerie 1968 als „minimalistisches Meisterwerk“, wie es in der Presseerklärung heißt, „und die Anfänge der Elektropopkünstler Kraftwerk liegen in derselben Ära“.

Wie teuer die Sanierung die Stiftung Preußischer Kulturbesitz kommen wird, ist freilich genauso unklar wie der Termin, zu dem die gerneralüberholte Neue Nationalgalerie ihre Tore öffnen wird, gestand der Direktor der Staatlichen Museen, Michael Eissenhauer, auf der Pressekonferenz am Dienstag ein. So baut man eben in Berlin. Wahrscheinlich wird es genauso laufen wie bei der Staatsoper Unter den Linden: Die Sanierung wird sehr viel teurer werden und viel mehr Zeit in Anspruch nehmen als zuerst angenommen.

Da lautet eine wichtige Frage natürlich, was in den geplanten fünf Jahren Auszeit mit der Sammlung des Museums geschehen wird. Zurzeit ist ja die Sammlungspräsentation 1900 bis 1945, die unter dem Titel „Moderne Zeiten“ vom März 2010 bis Oktober 2011 in Berlin lief, in beispielhaften Exponaten in der Kunsthalle Würth in Schwäbisch Hall zu sehen. Vom 22. Mai bis zum 20. September werden die Bestände des Expressionismus in der Neuen Nationalgalerie in Dialog mit den Impressionisten der Alten Nationalgalerie gesetzt, ergänzt durch hochkarätige Leihgaben internationaler Museen.

Von Oktober bis März werden dann zentrale Werke der Sammlung im Israel Museum in Jerusalem zu Gast sein. Der Anlass, fünfzig Hauptwerke der modernen Malerei und Bildhauerei der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts auf Reisen zu schicken, ist das fünfzigjährige Jubiläum des Museums.

Außerdem werden im Hamburger Bahnhof 800 Quadratmeter Ausstellungsfläche frei gemacht, auf denen Teile der Sammlung in zweimonatlichem Wechsel gezeigt werden. Mit diesem Ausstellungsraum erhält auch Berlin nach New York eine „Neue Galerie“: Das „National“ fällt eben, den baulichen Umständen entsprechend, weg.

Was den geplanten Erweiterungsbau der Neuen Nationalgalerie angeht, so ist man gerade dabei, die Ausschreibung für den Architekturwettbewerb fertigzustellen. So baut man eben in Berlin. BRIGITTE WERNEBURG