hamburger szene
: Vom Fischmarkt zum Lama

Die Lautsprecheransage von wegen 9.30 Uhr und Verkaufsschluss und so ist gerade verhallt. Der Marktaufseher ist auch schon da gewesen und er muss es gewesen sein, der dem herzigen, schwarzen Kaffeeverkäufer das unwiderstehliche Angebot gemacht hat. Was man sich eigentlich kaum vorstellen kann, ist doch dieser Marktaufseher ein Mensch, der eine ihm angebotene, sagen wir: Banane prompt an den – hab ich es erwähnt? – schwarzen Kaffeeverkäufer abtritt. Mit der Bemerkung, die äße man doch „da drüben“.

Trotzdem: Er muss dem Kaffeemann angeboten haben, auch beim Dalai Lama Kaffee zu verkaufen. Vielleicht ja auch nur, weil er dachte, dass das so passen ist: Thailand, Taiwan, äh, Tibet und Schwarze und so. Jedenfalls tanzte der Kaffeemann darüber tatsächlich einen kleinen Freudentanz, während er unsere Getränke zubereitete, und wir ahnten, was für einen Umsatz er, flink und geschickt wie eine abgelenkte Maschine, wohl machen würde, dort am Rothenbaum.

Er selbst ahnte es wohl auch, denn er drehte seine Musik noch ein bisschen lauter. Es muss ihm aber noch etwas aufgefallen sein, denn er beklagte sich: Er würde diesen Sound, seine Lieblings- und übrigens politisch korrekte Reggae-Musik „beim Lama“ gar nicht spielen dürfen. Auch Rum, sinnierte er, würde er keinen feilbieten können. Der Groschen fiel. „Monks!“, sagte er ein wenig vorwurfsvoll, „Mönche!“ Und hatte damit natürlich Recht.REBECCA CLARE SANGER