„Wichtige Aufmerksamkeit“

DISKUSSION Der Raubbau am Regenwald nimmt indigenen Völkern den Lebensraum

■ 41, Repräsentant der Asháninka, die im Grenzgebiet von Brasilien und Peru leben, engagiert sich für die Wiederaufforstung.

taz: Herr Piyãko, in Perus Hauptstadt Lima findet gerade die UN-Klimakonferenz statt. Sie haben sich jedoch für eine Reise nach Deutschland entschieden, um auf die Situation ihres Volkes und den Raubbau am Regenwald aufmerksam zu machen. Warum?

Benki Piyãko: Zwei meiner Brüder sind in Lima und machen dort auf die schwierige Situation unseres Volkes in Peru aufmerksam. Ich versuche in Deutschland mit Politikern ins Gespräch zu kommen, die Einfluss nehmen und uns bei unserem Kampf unterstützten können.

Die Rechte der indigenen Völker werden in Peru formell anerkannt. Gibt es Probleme?

In Peru, wo die meisten Asháninka leben, ist unser Lebensraum durch das Vordringen der Holzunternehmen gefährdet, auch die Suche nach Gold, Erdöl und Erdgas gefährdet unser Territorium.

Gibt es dort in der Grenzregion zu Brasilien keine staatliche Präsenz, werden die Landrechte der Asháninka nicht geschützt?

Das Fehlen zuverlässiger staatlicher Institutionen in der Region ist ein Problem, aber die Territorien sind auch nicht markiert und wir warten auf formelle Landtitel von den zuständigen Behörden. Das erschwert uns die Wahrung unserer traditionellen Landrechte in der Region, und wir haben den Eindruck, dass die Holzfirmen sehr viel Einfluss in der Politik haben.

Welche?

Es sind vier große Holzfirmen, so weit ich weiß allesamt peruanisch und an einer soll die Tochter von Alberto Fujimori, (autoritär regierender Präsident von 1990–2000) beteiligt sein.

Sie haben das Zentrum Yorenke Ãtame, Wissen des Waldes, aufgebaut. Was ist das Ziel?

Wir verfolgen das Ziel, den Wald zu schützen, ihn wieder aufzuforsten. Wir bringen den Gemeinden und vor allem der Jugend bei, den Wald zu schätzen, geben Konzepte des Umweltmanagements weiter, wecken die Bereitschaft, die Natur zu schützen. Das wird von den Holzfirmen nicht gern gesehen.

Am 1. September wurde der peruanische Asháninka-Repräsentant Edwin Chota ermordet. Werden auch Sie bedroht?

Es hat immer wieder Morddrohungen gegen mich und meine Familie gegeben. Das ist auch ein Grund, weshalb ich 2013 den Menschenrechtspreis der Stadt Weimar erhalten habe. Internationale Aufmerksamkeit ist wichtig. INTERVIEW: KNUT HENKEL

„Amazonas-Regenwald: Zwischen Hoffnung und Bedrohung“: 18.30 Uhr, Diakonisches Werk, Königstraße 54