SOUNDTRACK

Das Zwiegespräch zwischen Musiker und Instrument ist eine Metapher, die meist fehlgeht. Mehr als einen Monolog findet man damit selten bezeichnet. Denn dass zwei sprechen bedeutet eben, dass der andere auch tatsächlich mal den Ton angeben kann. Dem in Berlin lebenden gebürtigen Hamburger Nils Frahm mag man derlei kaschierte Einseitigkeit nicht unterstellen, wenn er sagt, dass das Klavier für ihn ein Gesprächspartner ist. Um dem Gegenüber ganz nah zu sein, ist jedenfalls Koproduzent Peter Broderick – selbst Klavier-Virtuose und Kurator der „Piano Series“ des schwedischen Labels Kning Disk – während der Aufnahmen für Frahms Beitrag „The Bells“ schon mal ins Instrument geklettert, hat sich auf die Saiten gelegt und von innen Anweisungen gegeben: „Peter Is Dead In The Piano“ heißt folgerichtig das Stück. Verblüffend ist an der Platte aber nicht nur die unkonventionell-intime Herangehensweise an das Instrument, sondern auch, dass sie in nur zwei Nächten in der Berliner Grunewaldkirche aufgenommen worden ist und nur auf ein Paar fragmentarischen Kompositionen und sonst vollständig auf Improvisation beruht. Nicht der Plan des Komponisten steht hier im Vordergrund, sondern die aufmerksame Hingabe an Klang und Einklang von Klavier und Raum: an eine Situation emotionaler Dichte, die „The Bells“ eine ungewöhnliche Eindringlichkeit verleiht.

Fr, 19. 8., 20 Uhr, Uebel und Gefährlich (Dachgarten), Feldstraße 66 ROBERT MATTHIES