Arbeitswelt am Wasser

INDUSTRIEKULTUR Rund 80 Industrieanlagen und Industriemuseen laden am Wochenende bei den ersten „Tagen der Industriekultur am Wasser“ zur Entdeckungsreise durch die Arbeits- und Technikgeschichte entlang der Elbe und ihrer Nebenflüsse ein

Entdecken kann man eine ganz eigene Form der Industrialisierung

VON ROBERT MATTHIES

Dass sie noch funktioniert, verdankt sie dem unermüdlichen Einsatz von rund 200 privaten Denkmalpflegern: Seit 36 Jahren kümmert sich die „Fördergesellschaft zur Erhaltung der Schwebefähre Osten-Hemmoor“ um den Erhalt und den Betrieb von Deutschlands ältester Schwebefähre. Vor über hundert Jahren nahm sie ihren Betrieb auf, 65 Jahre lang setzte sie Fuhrwerke, Autos und Menschen über die Oste. Dann war Schluss: Einen Tag, nachdem die Brücke nebenan fertig war, wurde die Hängebahn 1974 für den öffentlichen Verkehr stillgelegt. Nur noch für Touristen fährt sie seitdem ab und an auf die andere Seite. Eine Überfahrt mit Seltenheitswert: Nur noch acht der weltweit zwanzig Schwebefähren sind überhaupt erhalten. Und diese ist seit kurzem sogar Preisträgerin: Als viertes „Historisches Wahrzeichen der Ingenieurbaukunst in Deutschland“ hat sie die Bundesingenieurskammer vor zwei Jahren ausgezeichnet.

Erleben kann man das Technik-Kulturdenkmal dieses Wochenende im Rahmen des ersten gemeinsamen Kulturprojekts der Metropolregion Hamburg, der von der Hamburger Behörde für Kultur und Medien organisierten „Tage der Industriekultur am Wasser“. Insgesamt rund 80 Industrieanlagen und Industriemuseen zwischen Cuxhaven und Vietze, Eickeloh und Ratzeburg laden mit Führungen, Vorführungen und Besichtigungen vom Freitag bis zum Sonntag zur Entdeckungsreise durch die Industriegeschichte rund um die Elbe, ihre Nebenflüsse und die zahlreichen Kanäle, erklären historische Technik und die Arbeitswelt am Wasser.

Entdecken kann man dabei eine ganz eigene Form der Industrialisierung: Erst spät entwickelten sich hier Fabriken und Kraftwerke, entstanden aus kleinen Handwerksbetrieben, aus Getreidemühlen, Brauereien, Brennereien, Papier- oder Ölmühlen. Eine große Rolle hat dabei immer das Wasser gespielt: als günstiges, feinmaschiges Verkehrsnetz von den kleinen Flüssen über Hamburg bis in die Küstenstädte, als preiswerte Energiequelle, als Lebensraum mit einer Fülle an natürlichen Rohstoffen.

Entsprechend vielfältig präsentiert sich das dreitägige Industriekulturfestival: In Cuxhaven, Hamburg oder Buxtehude kann man Hafenanlagen besichtigen, in Lauenburg und Cranz Werften, in Wedel das Kohlekraftwerk, in Scheeßel und Moisburg die Wassermühlen, im Industriemuseum Elmshorn in Filmen mehr über die Industriegeschichte der Region erfahren. Und natürlich geht es überall auch aufs Wasser: zahlreiche historische Schiffe und Fähren laden am Wochenende zur Mitfahrt ein.

■ Fr, 19. 8. bis So, 21. 8., Infos und Programm: www.tage-der-industriekultur.de