Kühler Kopf und glückliches Händchen

CHAMPIONS LEAGUE Auch gegen Maribor kann Schalke 04 nicht so recht überzeugen, erreicht aber dank eines knappen 1:0-Erfolgs und fremder Hilfe nun schon zum dritten Mal in Folge das Achtelfinale

GELSENKRICHEN taz | Klaas-Jan Huntelaar ist ein Mann, der die angenehmen Seiten des Lebens zu schätzen weiß. So lässt sich der niederländische Nationalstürmer jeden Tag aus dem grenznahen Hummelo die 110 Kilometer zum Training nach Gelsenkirchen und wieder zurück chauffieren. Am Steuer sitzt dabei stets sein Vater Dirk-Jan – und auch nach dem 1:0 im eisigen Maribor hatte Huntelaar jemanden, der sich um ihn kümmerte: Schalke-Trainer Roberto Di Matteo, der dem in eine blau-weiße Decke gehüllten Angreifer mit einer festen Umarmung zusätzlich Wärme spendete – während sich der frierende Holländer noch einen angenehmen Gedanken gönnte.

„Barcelona ist natürlich ein bisschen wärmer als Slowenien“, meinte der 31-Jährige auf die Frage nach seinem Wunschgegner im Achtelfinale, das die Königsblauen – dank der Unterstützung durch Di Matteos Ex-Klub Chelsea – im dritten Jahr in Folge erreicht haben. Sonne versprechen Huntelaar auch Monaco, Porto, Real und Atlético Madrid, die vier weiteren Varianten in der Runde der letzten 16. Weniger meteorologisch als sportlich beleuchtete dagegen der Mann des Abends die fünf S04-Optionen.

„Monaco oder Porto – da hätten wir eine Chance“, erklärte der 19-jährige Max Meyer, sechs Minuten nach seiner Einwechslung Schütze des entscheidenden Treffers, gleichermaßen hoffnungsvoll. Aber betörende Auftritte haben die Schalker in ihrer vergleichsweise leichten Champions-League-Gruppe nun einmal nicht hingelegt, und Nachwuchsmann Meyer ist Realist.

Bei der weiteren Zusammenarbeit mit Roberto Di Matteo dürfte ihm sein klarer Blick zugutekommen – ist der neue Bank-Chef der Gelsenkirchener doch ein zutiefst rational denkender Mensch. Die Jugendwelle ist im Spätherbst 2014 deshalb erst einmal abgeebbt. Spieler wie Meyer und Kaan Ayhan, unter Di Matteos Vorgänger Jens Keller auch beim Start in die Saison noch Stammkräfte, mussten sich zuletzt mit Teilzeitjobs begnügen. „Wenn eine Mannschaft wie wir ihren Zielen hinterherlaufen muss und deshalb in jedem Spiel unter enormem Druck steht, reagieren erfahrene Spieler besser darauf – weil sie in ihrer Karriere vorher schon mal in einer solchen Lage waren“, erläuterte Di Matteo jüngst. Aber beim Showdown in Maribor bewies er nicht nur einen kühlen Kopf, sondern auch ein glückliches Händchen: Als das in der ersten Halbzeit arg statische Schalker Mittelfeldspiel dringend kreative Einflüsse benötigte, wechselte er den kleinen Techniker Meyer und damit den Sieg ein. ANDREAS MORBACH