unterm strich
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Dass die Mostra internazionale d’arte cinematografica – das Filmfestival von Venedig – am 29. August beginnt, wurde gestern schon vermeldet. Hier noch einige Ergänzungen: Insgesamt steht eine viel versprechenden Mischung aus gewagter Filmkunst, großem Spektakel und hoffentlich verlässlichem Autorenkino zu erwarten. Die Retrospektive, die dem Spaghettiwestern gewidmet ist, freut sich an dem, was das Festival seit 2003 hegt und pflegt: der Liebe zu den „Italian Kings of the B“, zur „Geheimgeschichte des italienischen Kinos“.

Im 20 Filme umfassenden Wettbewerbsprogramm findet sich zwar auch die eine oder andere Arbeit, vor der man sich heute schon fürchtet (Peter Greenaway stellt seinen neuen Film „Nightwatching“ vor, eine britisch-kanadisch-polnisch-holländische Koproduktion, Hilfe!). Doch zum Ausgleich gibt es zum Beispiel Wes Andersons „The Darjeeling Limited“, Todd Haynes’ „I’m not there“, Ang Lees „Se, jie“ („Lust, Caution“), Lee Kang-Shengs „Help me Eros“, Takashi Miikes „Sukiyaki Western Django“ und Eric Rohmers „Les amours d’Astrée et Céladon“. In der Orizzonti-Sektion geht es gut weiter, unter anderem mit einem Essayfilm von Hartmut Bitomsky namens „Staub“, einer neuen Arbeit des katalanischen Underground-Filmers Pere Portabella und einem achtstündigen, dokumentarischen Werk des philippinischen Filmemachers Lav Diaz über einen Taifun, der die Philippinen heimsuchte. Außer Konkurrenz gibt es Neues von Alexander Kluge, Woody Allen, Takeshi Kitano, Im Kwon-Taek und Manoel de Oliveira, der „Cristovão Colombo – O enigma“ („Christopher Kolumbus – Das Rätsel“) vorstellen wird. Oliveira, der große alte Mann des europäischen Kinos, feiert im Dezember seinen 99. Geburtstag. Längst bereitet er ein neues Spielfilmprojekt vor: „Singularidades de uma Rapariga Loira“.

Marco Müllers Vertrag als Direktor der Mostra läuft zum Ende diesen Jahres aus – ob er verlängert wird oder nicht, dazu konnte die Presseabteilung des Festivals gestern nichts sagen. Ein Sprecher wies jedoch alles, was auf ein Ende von Müllers Tätigkeit deuten könnte, als „Spekulation“ zurück.