Pop, immer großes Kino

Um nicht den Überblick zu verlieren in der Welt und weil man halt gern seine Ordnung hat, wird die Welt gern in Listen sortiert, höchste Berge, längste Flüsse … und natürlich findet sich auch die passende Rubrik für Element of Crime, was 1. der Name einer beliebten Berliner Band ist, die sich 2. nach dem Titel eines Films von Lars von Trier benannt hat: Element of Crime. Weil die Band anfangs ja noch gar nicht wissen konnte, dass sie ihre schönen Lieder mal auf Deutsch singen würde und stattdessen lieber davon träumte, ihren melancholischen Zartbitterrock von einer echten Fachkraft wie John Cale produzieren zu lassen. Diesen Wunsch hat sich die Band dann 1987 mit ihrem Album „Try to be Mensch“ erfüllt. Mit der späteren deutschsprachigen Karriere von Element of Crime im Blick könnte man aber schon sagen, dass man deren romantisches Grundgefühl auch hübsch mit Die Leiden des jungen Werther als Bandname getroffen hätte.

Als Die Leiden des jungen Werther allerdings müssten Element of Crime dann in einer ganz anderen Liste geführt werden, nämlich der mit den Bands, die sich nach Buchtiteln benannt haben. Und die fällt doch dünner aus als eben die mit den Bands, die ihren Namen bei Filmtiteln fanden. Im Zweifelsfall guckt man im Pop statt ins Bücherregal lieber in die Schaukästen des Kinos zur Inspiration. Eine kleine Liste: Da wären The Searchers, der Western-Klassiker und die klassische Merseybeat-Band. Und Bad Company, noch ein Western, aus dem Jahr 1972, dem dann 1973 die Band gleichen Namens folgte. Eine Hardrockband. Manchmal haut es mit dem Namen hin, manchmal eher nicht: Dass sich Black Sabbath etwa den Namen von einem Horrorfilm mit Boris Karloff borgten, scheint passend, während man im musikalischen Werk der Synthipopper von Alphaville, sie griffen nach einem Filmtitel von Jean-Luc Godard, dann doch ein wenig die experimentellen Winkelzüge vermisst. Wenn sich aber eine Band nach dem Titel einer Doku über eine japanische Bikergang benennt, darf man schon eher seltsame Musik erwarten, vielleicht irgendwie epischen Weltuntergangsrock, den Godspeed You! Black Emperor dann ja auch machen.

Außerdem wären da noch Mudhoney, die Grunge-Pioniere, die Rockuniversalisten von Motorpsycho, die US-Frauenhardrockband Vixen und Faster, Pussycat! Kill! Kill!, Schreipunk aus Österreich: Alle diese Bands nannten sich nach Filmen von Russ Meyer, dem Regisseur mit der notorischen Fixierung auf ausladende Brüste in seinem B-Movie-Universum. Irgendwie scheint Pop daran einen Gefallen gefunden zu haben, nur mal dem Namen nach. THOMAS MAUCH

■ Element of Crime: Zitadelle, Samstag, 20 Uhr. 34 Euro