Weise und erfahrene Altkicker

betr.: „Das Ende der Fußball-APO“, taz bremen v. 27. 7.

Der Generationenkonflikt in der Wilden Liga ist eine Frage der Sichtweise, mehr nicht. Der alternative Fußball ist nicht am Ende. Wir – die alten Säcke von „Roter Stern“, „Vibrator Moskovskaya“ und „Stahl Eisen“ – müssen anerkennen, dass unser Kind „Wilde Liga Bremen“ erwachsen geworden ist. Und sich weiter selbständig ohne seine Väter organisiert, mit monatlichem Ligatreffen, Internetauftritt, Spielplan, Pokal, Kleinfeld- und Hallenturniere. Mittlerweile ist die Hälfte der Liga von Schülerteams beherrscht. Das ist ein gutes Zeichen.

Wir waren als Liga nie politisch – als Individuen oder als einzelne Teams schon. Die Wilde Liga hat schon zu Gründerzeiten nie irgendein Solidaritäts- oder Benefizturnier veranstaltet. Keine Geldsammlung, keine Unterschriftenaktionen, keine politischen Erklärungen. Es geht ums Kicken, nicht mehr, nicht weniger. Und wir waren nie gegen den DFB – hunderte fieberten in der Ostkurve und Wilde Liga Spiele fielen daher aus. Auch Eisen, Vibrator und wir haben uns mit aktiven DFB-Spielern verstärkt, sogar auf den Deutschen Alternativen Meisterschaften.

Die Grundprinzipien der Wilden Liga bleiben: keine Schiris, pausenloses Auswechseln, Teambesprechungen, loser Spielplan, Versuch des fairen und solidarischen Umgangs miteinander, kein Rassismus. Wir sind älter, richtig Fairnando, und zwar urälter. Die jungen Wilden sind schneller, konzentrierter, einfach besser, deshalb spielen wir zu Recht „nur“ noch in der zweiten Liga. Ich bin schon dreimal in der Wilden Liga gesiezt worden – Respekt ist also da. Aber wir werden von den Söhnen und Enkeln kritisiert ob unserer Lautstärke und Brüllerei auf dem Platz. Auch zu recht.

Geben wir der Wilden Liga eine Chance, bringen wir uns als weise und erfahrene Altkicker mit politischen Background weiter ein, auch wenn wir auf dem Platz nicht mehr die erste Geige spielen.

PELLE PELSTER (51), Roter Stern Bremen