Rechtsextreme im Schweinestall

Die NPD soll eine ehemalige LPG im brandenburgischen Rauen aufgekauft haben, um dort Schulungen zu betreiben. Beim dem Geschäft fungierte die Ehefrau eines Parteifunktionärs als Mittelsfrau. NPD dementiert. CDU bestürzt

„Der Kreis Oder-Spree darf nicht zentrale Anlaufstelle für die Rechtsextremisten in Brandenburg sein“

Die rechtsextreme NPD hat sich möglicherweise über Mittelsleute ein Anwesen für Parteischulungen in Brandenburg verschafft. Nach Angaben des zuständigen Amtsdirektors von Spreenhagen, Hans-Joachim Schröder, hat die Ehefrau des NPD-Funktionärs, Andreas Molau, einen früheren Agrarbetrieb in Rauen im Oder-Spree-Kreis südöstlich von Berlin gekauft. Molau habe den Kauf im Namen einer schwedischen Firma abgeschlossen. Der Sprecher des brandenburgischen Innenministeriums, Geert Piorkowski, sagte, es spreche einiges dafür, dass die Partei hinter dem Geschäft stehe.

Molau ist stellvertretender Chefredakteur der NPD-Zeitung Deutsche Stimme und sitzt im Bundesvorstand der rechtsextremen Partei. Der Verfassungsschutz ermittele in der Angelegenheit, sagte Piorkowski. „Wir wissen aus anderen Bundesländern, dass die NPD so etwas immer über Privatpersonen abwickelt.“ Es gebe auch Hinweise aus der Region, dass die NPD hinter dem Kauf stehe. Diese würden derzeit noch geprüft. Unter anderem soll ein leitender NPD-Funktionär das Anwesen besichtigt haben.

Der NPD-Sprecher Klaus Beier widersprach den Berichten. Die Partei stehe allerdings kurz vor dem Kauf eines geeigneten Anwesens. „Es sind noch vier heiße Eisen im Feuer.“ Die Objekte lägen jedoch alle nördlich der Hauptstadt, Genaueres werde frühestens Ende August bekannt gegeben.

CDU-Generalsekretär Rolf Hilke äußerte sich bestürzt. „Der Landkreis Oder-Spree und Brandenburg dürfen nicht zentrale Anlaufstelle für die Rechtsextremisten in Brandenburg sein.“ Er forderte, alle rechtlichen Möglichkeiten auszuschöpfen, um das NPD-Vorhaben zu verhindern. Hilke ist auch Vorsitzender der Christdemokraten in dem Landkreis.

Nach Schröders Worten war das Rauener Anwesen früher ein Gutshof, dann zu DDR-Zeiten eine Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft (LPG). Neben Schweineställen gebe es dort ein Landhaus und eine große Halle, die zuletzt eine Diskothek beherbergte. Der jetzige Verkäufer sei ein 1923 geborener Mann, der sich in betreutem Wohnen befinde. Rauen hat knapp 2.000 Einwohner und liegt nahe der Autobahn A 12 Berlin–Frankfurt (Oder), etwa 50 Kilometer südöstlich vom Berliner Zentrum entfernt.

Erst im Januar hatten Berichte über einen geplanten Kauf einer früheren LPG in Kleinow (Prignitz) durch die NPD für Aufregung gesorgt. Hunderte demonstrierten gegen das Geschäft, das jedoch nie zustande kam. Als Interessent galt das NPD-Vorstandsmitglied Jürgen Rieger, der dies jedoch bestritt. Rieger hatte sich im vergangenen Jahr vergeblich bemüht, ein leer stehendes Hotel in Delmenhorst (Niedersachsen) zu kaufen, um es später als Schulungszentrum für die rechte Szene zu nutzen. Am Ende kaufte die Stadt selbst das Hotel – allerdings zu einem Preis, der weit über dem gutachterlich ermittelten Verkehrswert lag. DPA