Frankreich warnt vor Bürgerkrieg im Libanon

Außenminister Kouchner führt im Libanon Gespräche mit den politischen Kontrahenten – ohne greifbares Ergebnis

BEIRUT rtr ■ Der französische Außenminister Bernard Kouchner hat vor einem neuen Bürgerkrieg im Libanon gewarnt. Sollte die acht Monate lange politische Krise weiter andauern und es nicht zu Gesprächen zwischen den verschiedenen Seiten kommen, werde es erneut Kämpfe geben, sagte Kouchner am Wochenende bei einem Besuch in Beirut. Zwar habe er einige Fortschritte bei Gesprächen mit den rivalisierenden politischen Anführern erreicht, damit sei allerdings noch lange keine Lösung gefunden.

Kouchner sprach mit Ministerpräsident Fuad Siniora sowie mit dem Parlamentspräsidenten Nabih Berri, einem prosyrischen Oppositionsführer. Der Franzose stellte klar, er sei nicht mit einem fertigen Lösungsvorschlag gekommen. Die Beendigung der Krise liege vielmehr in den Händen des Libanon. Geplant waren sowohl einzelne Gespräche mit Vertretern beider Seiten wie auch ein gemeinsames Treffen. Auch mit Anführern der Hisbollah wollte Kouchner im Laufe des Tages zusammenkommen.

Kouchner wollte versuchen, den Dialog zwischen den verschiedenen libanesischen Gruppierungen, deren Vertreter sich diesen Monat bereits in Paris getroffen hatten, wieder in Gang zu bringen. Politische Kreise sowie Beobachter räumten ihm allerdings wenig Chancen ein. Die seit acht Monaten anhaltende politische Krise sei zu komplex. Insbesondere spielten dabei auch externe Verknüpfungen nach Syrien, dem Iran sowie in die USA eine Rolle. Auslöser der Krise war der Rückzug von fünf schiitischen sowie einem christlichen Minister aus der Regierung Siniora im November. Von Beirut aus wollte Kouchner zu politischen Gesprächen nach Ägypten weiterreisen.

Im Norden des Landes töteten Islamisten nach Angaben aus Sicherheitskreisen bei andauernden Kämpfen um das palästinensische Flüchtlingslager Nahr al-Bared am Samstag zwei Soldaten. Das Militär griff Verstecke der extremistischen Fatah al-Islam tief im Inneren des Geländes an.

In dem einst von 40.000 Flüchtlingen bewohnten Lager in der Nähe der nordlibanesischen Stadt Tripoli werden nach Angaben aus libanesischen Kreisen etwa 60 Kämpfer sowie 40 Frauen und Kinder vermutet. Zu der Gruppe gehören Libanesen, Palästinenser und andere Araber. Fatah al-Islam steht der al-Qaida inhaltlich nahe, bestreitet aber organisatorische Verbindungen zu der Extremistenorganisation. Der Konflikt um das Lager hat die Stabilität des Landes zusätzlich untergraben.