Komplexe Kampfansage

SCHEPPER-BLUES The Kills zelebrieren gern die große Verweigerung. Auf dem vierten Album „Blood Pressures“ ungewohnt üppig

So komplex haben The Kills noch nie gescheppert, geröhrt, geschleppt und gerostet

VON ROBERT MATTHIES

Musikalisch ist ihr dreckiger Drummachine-Garagen-Blues-Punk-Minimalismus durchaus karg genug, um jeglichen ernsthaften kommerziellen Erfolg kategorisch auszuschließen. Dafür tischt das britisch-amerikanische Duo The Kills sonst ordentlich von dem auf, was man von – sie: mehr, er: weniger – jungen Duos mit „The“ im Namen gemeinhin erwartet und sich entsprechend positiv auf die popgeschichtliche Position auswirkt: die beiden sind schön laut, haben eine intensive Beziehung zu Alkohol und allerhand anderen Drogen und sehen beeindruckend durchlebt aus.

Gitarrist und Sänger Jamie Hince, der sich aus irgendwelchen Gründen Hotel genannt hat, hat es als verwegen aussehender Liebhaber und nun auch Ehemann von Heroin-Chic-Modell Kate Moss zu einiger Berühmtheit via Klatschpresse gebracht. Bassistin, Gitarristin und Sängerin Alison Mosshart alias VV unterstreicht die antikarrieristische Anti-Musikindustrie-Attitüde gern mit Kettenrauchen und beharrlichem Bühnenschweigen und macht so längst auch neben White Stripes’ Jack White eine unverzichtbar gute Figur als Frontfrau der Supergroup The Dead Weather.

Mit „Blood Pressures“ haben die beiden Bilderbuch-Rocker nun ihr viertes Album vorgelegt. Und überraschen plötzlich mit ungewohnter Üppigkeit: so komplex haben Hince und Mosshart noch nie gescheppert, geröhrt, geschleppt und gerostet.

■ Mo, 22. 8., 20 Uhr, Docks, Spielbudenplatz 19