Das Ende von 31 schwarzen Jahren

Freude in der bayerischen SPD: In Weiden hat sich ihr OB-Kandidat gegen den CSU-Favoriten durchgesetzt

MÜNCHEN taz ■ Endlich können die bayerischen Sozialdemokraten wieder feiern: Am Wochenende hat sich in Weiden ihr Oberbürgermeisterkandidat überraschend deutlich gegen den CSU-Favoriten durchgesetzt. 60,2 Prozent hatten sich in einer Stichwahl für den 49-jährigen Kurt Seggewiß entschieden – obwohl der bisher noch nicht einmal im Stadtrat sitzt. Bei der Feier flossen Freudentränen.

Die gute Laune ist verständlich. Denn auf Landesebene haben die Sozialdemokraten ein gutes Jahr vor der Landtagswahl nur mäßige Quoten. Letzte Woche ließen in Bayern SPD und CSU messen: Zwischen 18 Prozent (CSU-Umfrage von Dimap) und 22 Prozent (SPD-Umfrage von TNS Infratest) würden demnach sozialdemokratisch wählen – in einer Zeit, in der die CSU sich ausgiebig selbst zerlegt.

Auch die CSU in Weiden hatte mit Querelen zu kämpfen. Aber hier waren die Wähler derart verärgert, dass sie die 31 Jahre währende schwarze Lokalregentschaft gleich ganz beendet haben. Zweimal war der CSU-Oberbürgermeister Hans Schröpf zu Geldstrafen verurteilt worden: im vergangenen Jahr wegen Untreue und Steuerhinterziehung und 2005 wegen dreifachen Betrugs, nachdem er Einnahmen aus Nebentätigkeiten nicht an die Stadtkasse weitergeleitet hatte. Für Schröpf kein Grund für einen Rücktritt. Wenig verwunderlich, hätte er dann doch seine Pensionsansprüche zum Teil verloren. Erst über den Kunstgriff einer pensionswahrenden amtlichen Krankenbescheinigung konnte er aus dem Rathaus gedrängt werden. Natürlich sei diese Lokalposse ein Sonderfall, sagte der bayerische SPD-Chef Franz Maget. „Aber es gibt viele Brandherde in der CSU.“

Seit Jahrzehnten ist die bayerische Wählerschaft für konsequentes Vergessen von CSU-Affären bekannt. Maget hofft, dass die SPD auch aus den CSU-Kommunalstreitereien in Garmisch, Würzburg oder Coburg Profit schlagen kann: „Das Ergebnis zeigt, dass auch traditionsbewusste Wähler bereit sind, von der CSU abzurücken, wenn es ihnen zu bunt wird!“

Ungewohnt ist die Situation auf jeden Fall für die CSU. Der Bezirksvorsitzende Hans Spitzner zeigte sich „tief erschüttert“, betonte aber mit Blick auf Schröpf, dass der CSU-Kandidat zu Unrecht abgestraft worden sei. Auch Generalsekretär Markus Söder konnte nicht anders, als von einem enttäuschenden Ergebnis zu sprechen. „Ein guter Demokrat ist der, der aus der Niederlage Kraft schöpft“, meinte der unterlegene CSU-Mann Lothar Höhner. MAX HÄGLER