Aktien gegen Gold getauscht

FINANZMÄRKTE Es ist ein schwarzer August für den DAX. Die Investoren flüchten aus den Aktien. Der Grund: Sie fürchten, dass das globale Wachstum nachlassen könnte

Der hohe Kurs des Schweizer Frankens belastet die Exportindustrie der Eidgenossen

FRANKFURT taz/rtr/dpa | An den internationalen Finanzmärkten wird die Angst vor einer Rezession der Weltwirtschaft immer größer. Die Anleger flohen am Freitag europaweit erneut aus Aktien. Die Investoren steckten ihr Geld vor allem in Gold.

„Die Furcht vor einer neuen Rezession in den USA hat Dimensionen erreicht, die noch vor ein paar Wochen undenkbar schienen“, schrieb Rabeya Khan, Analystin bei Close Brothers Seydler. Nach Morgan Stanley blicken auch die Analysten von JP Morgan mit Skepsis auf die Entwicklung der US-Konjunktur.

Für den DAX entwickelt sich der August inzwischen zu einem der schwärzesten Monate seiner Geschichte: Der Leitindex rutschte am Freitag zwischenzeitlich um bis zu 4,6 Prozent auf 5345,36 Punkte ab. Das ist der tiefste Stand seit November 2009. Im August hat der DAX bereits gut 25 Prozent verloren.

Die Märkte in Asien verbuchten am Freitag ebenfalls deutliche Verluste. Auch die US-Börsen eröffneten einmal mehr im Minus – allerdings fielen dort die Abschläge nicht ganz so heftig aus, weshalb auch die europäischen Aktienmärkte ihre Verluste im Laufe des Freitags dann wieder etwas eingrenzen konnten. Am Ende gab der DAX dann nur noch relativ moderate 2,19 Prozent auf 5.480 Punkte ab.

Enttäuschend ausgefallene US-Daten hatten erst am Donnerstag die Sorgen um den Zustand der US-Konjunktur neu entfacht. Der Konjunkturindikator Philly-Fed-Index war im August auf den tiefsten Stand seit März 2009 gefallen. „Der Schock vom Donnerstag steckt noch tief im Markt drin“, sagte ein Händler am Freitag. Und ein Ende des Ausverkaufs ist nach Ansicht vieler Börsianer noch nicht in Sicht: „Die extreme Nervosität hält an“, sagte Stefan Chmielewski vom Brokerhaus Lang & Schwarz.

Am Rohstoffmarkt ließen die Anleger vor allem Öl links liegen, das in der Realwirtschaft bei einer schwächeren Konjunktur weniger gefragt sein dürfte. Die Anleger flüchteten ins Gold, das neue Rekorde erzielte. Am Freitag kostete es zeitweise 1.877 Dollar pro Feinunze. Allein in dieser Woche legte Gold um etwa 120 Dollar zu. Auch der Schweizer Franken, der als weltweite Fluchtwährung genutzt wird, ist unverändert beliebt.

Damit ist die Politik der Schweizer Nationalbank weitgehend gescheitert. Sie hatte in dieser Woche versucht, den Kurs des Frankens zu drücken, indem sie die Geldmenge drastisch erhöhte. Doch der Effekt ist gleich null. Den Nachteil hat die Schweizer Exportindustrie: Durch den Kursanstieg des Frankens werden ihre Produkte auf dem Weltmarkt immer teurer.

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