Karsai unnachgiebig

Entführer der Südkoreaner stellen neues Ultimatum. Afghanistans Präsident will Forderungen nicht erfüllen

KABUL dpa/rtr ■ Die Entführer der Südkoreaner in Afghanistan haben nach dem Mord an einer zweiten Geisel ein neues Ultimatum gestellt. Die Regierungen in Kabul und Seoul hätten bis Mittwoch 12 Uhr Zeit, auf die Forderung nach Freilassung von acht inhaftierten Rebellen einzugehen, sagte Taliban-Sprecher Kari Jussuf Ahmadi. „Wenn sie die Angelegenheit bis dahin nicht regeln, werden weitere Geiseln getötet.“

Der afghanische Präsident Hamid Karsai zeigte sich gestern nicht bereit, auf das Ultimatum einzugehen. Karsai werde die Forderungen der Kidnapper nicht erfüllten, kündigte sein Sprecher an. Nachgiebigkeit würde die Geiselnehmer nur ermutigen. Karsai war im Frühjahr heftig dafür kritisiert worden, dass er Taliban-Kämpfer gegen einen italienischen Journalisten ausgetauscht hatte.

Der christliche Aufbauhelfer Shim Sung Min war Montag nach Ablauf des Ultimatums von Taliban erschossen und später auf einem Feld gefunden worden. Laut Ahmadi riss der Kontakt zu den Unterhändlern der Regierung danach ab. Er mutmaßte, die Regierung plane eventuell die gewaltsame Befreiung der Geiseln. Innenminister Amin Farhang schloss dies aus, weil die Geiseln an verschiedenen Orten festgehalten würden. In der Hand der Extremisten sind noch 21 Südkoreaner, darunter 18 Frauen.

Der vor 14 Tagen verschleppte deutsche Bauingenieur ist nach Erkenntnissen der afghanischen Regierung am Leben und gesund. Ein Sprecher des Innenministeriums versicherte: „Wir vergessen auch den Deutschen nicht.“ Eine eigene Regierungsdelegation arbeite an seiner Freilassung.

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