BERNHARD PÖTTER ÜBER DAS ERGEBNIS VON LIMA
: Klimaschutz, von Hand gemacht

Von vielem ein bisschen und von allem zu wenig. So lässt sich der großspurig „Lima-Appell“ genannte Minimalkompromiss zusammenfassen, der wieder einmal mit Hängen und Würgen eine Klimakonferenz beendet hat.

Dabei erfüllt der Kompromiss seinen Zweck: Er ermöglicht die Verhandlungen, die in einem Jahr zu einem umfassenden Abkommen führen sollen, in dem sich alle Staaten gemeinsam verbindlich zum Klimaschutz verpflichten. Aber bis zu einem Vertrag in Paris, der dieses Versprechen hält, ist es noch ein langer Weg. Und die Stimmung in Lima verbreitet keine große Hoffnung, dass das einfach wird.

Der „Lima-Appell“ hat aber zwei versteckte Vorteile: Er ermöglicht, dass in Zukunft irgendwo unter dem UN-Dach nichtstaatliche Akteure wie NGOs, Firmen, Städte oder Gemeinden für den Klimaschutz aktiv werden. Und er lässt die Möglichkeit, dass Forschungsinstitute und Thinktanks unabhängig die Daten bewerten, die die Staaten liefern und die sie vor allzu genauer Untersuchung geschützt haben. Denn wir haben uns zu sehr angewöhnt, den Schutz der Atmosphäre an Expertengremien, Umweltminister und UN-Bürokratien auszulagern. Vor allem bei diesen quälenden Klimakonferenzen folgt daraus ein gefährliches Gefühl der Ohnmacht und der Frustration.

Die Bürger können und müssen sich den Klimaschutz wieder zurückholen. Das bedeutet viel mehr als die Spende an Silvester, um die Flüge des Jahres zu kompensieren. Es heißt, jeden Tag sich selbst, seinen Nachbarn, Kollegen und Politikern auf die Nerven zu fallen und zu fordern, dass Kohle und Öl ins Museum wandern und die Idee einer Wirtschaft ohne Kohlenstoff Wirklichkeit wird. Wer da Fortschritte macht, erträgt irgendwann auch wieder eine Klimakonferenz.

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