Bier und Bands

Um eine Konzertbühne über die Jahre zu erhalten, bedarf es einigen Geschicks. Das Knust ist nun seit 31 Jahren im Geschäft. Und feiert an diesem Wochenende mit vielen Gästen seine schon legendäre Geburtstagsparty

Wenn man die durchschnittliche Lebensdauer seiner Gattung als Maßstab nimmt, hat der Liveclub Knust schon ein beinahe biblisches Alter. Als der damalige Betreiber Norbert Roep 2001 die Türen der angestammten Räume im Souterrain der Brandstwiete 2 endgültig schließen musste, weil das Haus einem Büroneubau weichen sollte, hatte das Knust immerhin schon 27 Jahre auf dem Buckel.

Seit 1976 war der nach dem härtesten und für Kenner dennoch besten Teil des Brotes benannte Club in der Innenstadt zu Hause. Die ersten vier Jahre fanden dort noch Folk- und Jazzkonzerte statt, ohne dass jemand Eintritt zahlen musste. 1980 änderte sich das. Der damalige Betreiber Dieter Dombrowski begann, sich leidenschaftlich um den Rock und insbesondere um noch unbekannte Bands zu kümmern, in denen er Potenzial sah. Und das, im Gegensatz zu vielen anderen Konzertbühnen, mit ordentlichem Erfolg. Noch heute wird an rührseligen Abenden am Knusttresen von den zwei legendären „R.E.M.“-Konzert auf deren erster, vier Termine zählender Europatournee 1984 erzählt. Die fanden nämlich in der Brandstwiete statt, lange bevor die Studiorocker die Stadien füllten. Mit der Ausrichtung auf Nachwuchs-Künstler begründete Dombrowski eine Tradition, die die heutigen Knustler Norbert Roep und Karsten Schölermann beflissen weiterführen.

Aber die Verantwortung gegenüber der Gegenwart gebietet zugleich, mit Traditionen zu brechen. Denn das Knust hat auch eine klebrig-berüchtigte Vergangenheit. Nach einer „Strukturkrise“ 1985 fanden zwei Jahre lang keine Konzerte mehr statt. Stattdessen stützte man sich ganz auf die sagenumwobenen Engtanzparties. Von 1982 bis 1997 füllten die Körperkontakt Suchenden jeden Freitag und Samstag – insgesamt beachtliche 1.600-mal – den Keller an der Brandstwiete. Auch hiervon kann man sich heute noch die eine oder andere Geschichte am Knusttresen erzählen lassen.

Die Engtänzer aber sind längst nicht mehr im Knust zu Hause. Eine andere umsatzsichernde Gruppe hat ihre Funktion übernommen: die St. Pauli-Fans. Und die werden sicher nichts dagegen haben, dass es zur diesjährigen Geburtstagsfeier wieder zwei Tage lang vor allem um zwei Dinge geht, die fester Bestandteil eines zünftigen Rockerlebens sind: Musik mit je mindestens einer Gitarre und Bier in Massen. Ganze zwei Tonnen des belebenden Gebräus werden auch die letzten Unentschlossenen überreden mitzufeiern.

Am Freitag beginnt das Fest deshalb mit der Bieranzapfung um 18 Uhr im Biergarten. Ab 20 Uhr werden sich „Missouri“ und „Crashing Dreams“ um die musikalische Untermalung kümmern. Dazwischen gibt es Einlagen von „The Twang“, „Finn.“, Nils Koppruch, Janina und Jan Plewka. Und selbstverständlich ist auch Knust-Institution Bernd Begemann mit von der Partie, der seit 2005 fast jeden Monat dort spielt.

Am Samstag geht das Ganze von vorn los. Anstich ist um 18 Uhr, angedudelt begibt man sich ab 20 Uhr in die Konzerthalle um insgesamt sechs Bands zu lauschen. Auf die Schweizer Slowrocker-Hoffnung „Beautiful Leopard“ folgen die Hamburger „Das Weeth Experience“, die präsentieren, wie tief südliche Americana klingt, wenn sie aus dem Norden kommt. Dann gibt’s noch „Kajak“, „Tenfold Loadstar“, „Flo Fernandez“ und „Zuhause“.

ROBERT MATTHIES

Fr, 3. 8. + Sa, 4. 8., 18 Uhr, Knust, Neuer Kamp 30